Corona-Tagebuch 160
28. November 2020
Warnen möchte ich vor der französischen Serie ‚No Man`s Land‘, in der deutschen Übersetzung ‚Kampf um den Halbmond‘ genannt, zu finden in der ARTE-Mediathek. Hanebüchene Story, holzschnittartige Charaktere, Propaganda-Kitsch übelster Sorte, leider ab und zu spannend, weshalb ich bis zum Ende durchhielt. Da dieses Ende viele Fragen offen ließ, ist zu befürchten, dass eine zweite Staffel droht. Die Stadt Passau, welche nach Hildburghausen in Thüringen derzeit die meisten Infektionen pro Einwohner in Deutschland verzeichnet, hat für eine Woche strenge Ausgangsbeschränkungen erlassen. Nur noch zur Arbeit, zum Arzt oder zum Einkaufen darf man raus. Zugleich wurde interessanterweise ein Alkoholverbot auf öffentlichen Plätzen beschlossen. Sollen die Passauer etwa auf ihrem Weg zur Arbeit oder zum Arzt nicht mehr saufen? Während bundesweit zu Weihnachten und Silvester Treffen von 10 Personen aus 2 Haushalten zugelassen sind, erlaubt Berlin lediglich 5 Personen aus 2 Haushalten, Hamburg aber 10 Personen aus 4 Haushalten, Brandenburg schränkt die Zeit der Lockerung ein, auf zwischen 23. und 27.12., also nicht zu Silvester. Wirkt ein wenig wie mit unartigen Kindern. Beim Treffen mit Mutti nicken sie noch artig, kaum ist Mutti verschwunden, machen sie wieder, was sie wollen. In der Bielefelder Innenstadt musste Freitag das Ordnungsamt eingreifen, weil es am so genannten ‚Black Friday‘ zu riesigen Warteschlangen vor den Geschäften kam. Via Megaphon wurden die Menschen aufgerufen Abstand zu halten. ‚Radio Bielefeld‘ forderte auf, nicht mehr zum „Shoppen“ in die Innenstadt zu fahren. Bestimmt ein Trick, um uns glauben zu machen, es gäbe dieses Bielefeld wirklich. Kultursenator Klaus Lederer hat angekündigt, die Berliner Kultureinrichtungen blieben bis Mitte Januar geschlossen. In fünf Regionen Italiens wird dagegen wegen sinkender Infektionszahlen ab Sonntag gelockert, Geschäfte dürfen wieder öffnen. Dasselbe gilt für Belgien, wo die nächtliche Ausgangssperre allerdings bestehen bleibt. Zu Weihnachten dürfen Alleinstehende in Belgien dann statt einer Person zwei Personen einladen. Hurra! Silvester gibt es Böllerverbot. Och man! Auch Frankreich lockert. Geschäfte öffnen, Gastronomie, Sport- und Kultureinrichtungen bleiben zu. Irland öffnet ebenfalls die Geschäfte, zusätzlich Restaurants, Fitnessstudios, Kinos, Museen, Kirchen und Restaurants. Pubs, die nur Getränke anbieten, bleiben geschlossen. Auch in Spanien und der Schweiz sinken die Infektionszahlen, obwohl es während der zweiten Welle dort keine landesweiten Einschränkungen gab. Rekorde an Neuinfektionen melden der Gaza-Streifen, 922, die Ukraine, 16.294 und Russland, 27.543. Über 100 Covid-19-Tote verzeichnet Sri Lanka, über 300 Luxemburg, über 400 Syrien, über 2.000 Japan. Laut dem deutschen Bundesverband Taxi und Mietwagen spitzt sich die Lage wegen des Teil-Lockdowns gerade dramatisch zu. Allein in Berlin seien von 8.100 Taxen mehr als 1.000 dauerhaft abgemeldet worden. Wirtschaftsminister Peter Altmaier: „Es kann sein, dass die Beschränkungen auch in den ersten Monaten 2021 bestehen bleiben.“ NRW-Ministerpräsident Armin Laschet: „Wir sind auf der Zielgeraden.“ Ist etwa der Weg das Ziel? Michael Theurer, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, nennt den Umgang mit der Pandemie in Deutschland: „Corona-Sozialismus“. Keine Ahnung, welche Drogen der Herr nimmt, aber vielleicht bereitet er auch bloß seinen Übertritt in die AfD vor.
Tipp für heute: Noch mal nachschlagen, für was das Wort ‚Sozialismus‘ eigentlich steht.
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