Corona-Tagebuch 157

25. November 2020

Wenn ich auf der Straße gefragt werde, wie es mir gehe, antworte ich oft: „Gut“. Keinen Bock herum zu jammern. Doch es zehrt schon an den Nerven, nicht auftreten zu dürfen, während es für die meisten anderen normal weiter geht, in ihrem Arbeitsleben. Ein User schrieb neulich beim RBB, er esse in einem Betrieb, wo 2.500 Menschen arbeiteten, mittags immer in einer vollen Kantine, alles schick. „Überraschenderweise“ gehen die Infektionszahlen in Deutschland nicht so stark zurück, wie in den westeuropäischen Ländern. Der Teil-Lockdown zeigt weniger Wirkung als erwartet. Gestern starben in Deutschland so viele Menschen an Covid-19 wie an keinem anderen Tag der Pandemie, 410. Trotzdem will man den einmal eingeschlagenen Weg weiter beschreiten, Gastronomie und Kultur bleiben zu, der Rest .. nun ja, Weihnachten und Silvester soll sogar gelockert werden. Eine Mehrheit der Bevölkerung unterstützt dies. Ist in allen Ländern so, egal welche Strategie gefahren wird. Neues gibt es vom Schweinestau zu vermelden. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner will bei den Fleischzerlegungsfabriken das Arbeitszeitgesetz mal für eine Weile außer Kraft setzen lassen, damit die Schlachtbetriebe ihre Kapazitäten hochfahren können und in Sachen billiges Schweinefleisch „eine gewisse Entspannung“ eintritt. Prioritäten muss man eben setzen. Man sollte jenen Betrieben vielleicht neben den Uhren auch das Testen ihrer Mitarbeiter verbieten, diese Gesellschaft basiert nämlich auf Schweinefleisch. Der Virologe Christian Drosten empfiehlt dagegen Menschen auch bei leichten Erkältungssymptomen wie Halskratzen und laufender Nase nicht zur Arbeit zu gehen, selbst wenn der Hausarzt meint ein Corona-Test wäre unnötig. Guter Mann. Auch für Nach-Corona-Zeiten eine Überlegung wert, denke ich. Die Behörden des Westjordanlandes haben für die kommenden beiden Wochenenden einen kompletten Lockdown verhängt. Einen Corona-Ausbruch bei Nerzen auf einer Pelztierfarm gibt es jetzt auch in Polen. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist Covid-19 in der vergangenen Woche die Todesursache Nummer 1 gewesen, bei Menschen, in der Europäischen Union. Fast 3.000 von uns starben täglich. Über 700 Covid-19-Tote meldet die Slowakei, über 4.000 Portugal, über 50.000 Frankreich, über 170.000 Brasilien. Facebook hat mir übrigens eine, meinem Corona-Tagebuch ähnelnde, Gruppe vorgeschlagen, die sich ‚Geschlechtersensible Pädagogik‘ nennt. Ich fühle mich geehrt.

Tipp für heute: Sein Herz öffnen, also im übertragenen Sinne.

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