Gibt es dafür eigentlich auch schon einen Fachbegriff: Antworten auf Fragen, die eigentlich einem Anderen gestellt worden sind?
7. Oktober 2010
Mal ein paar Gedanken zu einer Jakob Hein gestellten Interviewfrage, anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Reformbühne Heim & Welt, vom Berliner Zeitung-Autor Ulrich Seidler. Dieser stellte erst fest und fragte anschließend: „Darf ich offen sprechen: Das Vorlesen verlangt ja immer auch Unterhaltungsqualitäten. Dieser ewige Unernst, diese ironisch-flapsige Grundhaltung zur Weltlage und diese Koketterie mit dem Dilettantismus. Ist man dafür nicht irgendwann zu erwachsen?“
Lieber Herr Seidler, erstens, ja, das Vorlesen verlangt Unterhaltungsqualitäten, so wie auch jede andere Kunstform unterhalten sollte, damit man sich nicht zu Tode langweilt. Dann sprechen sie, zweitens, den ‚ewigen Unernst‘ an. Also, ewig ist ja schon mal ein großes Wort aber Unernst? Meinen sie Quatsch? Humor? Spaß? Sind sie mittlerweile zu erwachsen dazu? Dann tun sie mir leid. Ganz im Ernst! Des Weiteren, drittens, „diese ironisch-flapsige Grundhaltung zur Weltlage“. Hmm. Also zum Einen gibt es ja, wie dies auch Jakob Hein in seiner Antwort schon anmerkte, durchaus nichtironische Texte bei der Reformbühne, auch zur Weltlage, und zum Anderen ist mir eine ironisch-flapsige Grundhaltung immer noch sehr viel lieber als dieses dumpfmuffige Pseudointellektuellengetue von der neuen Ernsthaftigkeit, welches seit geraumer Zeit hier in unserer Langweilerrepublik Fuß fasst. Und „Koketterie mit dem Dilettantismus“, ach du meine Nase, das schreiben ja bald schon Generationen von Feuilleton-Schreibern voneinander ab. Wenn Dilettant im ursprünglichen Sinne, also als ’nicht geschult‘, verstanden werden darf, so braucht da keiner von uns mit kokettieren, das ist einfach so. Wenn aber abwertend das Stümperhafte gemeint ist, sei ihnen versichert, damit kokettiert in der Reformbühne niemand. Ab und zu stümpert man eben. Von mir aus auch meistens oder immer, das kommt ganz auf den Betrachter an.
Heute: Berlin, Roter Salon der Volksbühne, 20 Uhr: 15 Jahre Reformbühne Heim & Welt, Buchpremiere von ‚Am besten was Neues‘ mit Uli Hannemann, Jakob Hein, Heiko Werning, Jürgen Witte, Falko Hennig und mich, den ehemaligen Mitgliedern Daniela Böhle, Manfred Maurenbrecher und Bov Bjerg sowie der Gypsyswingband: Django Lassi.
6 Kommentare zu “Gibt es dafür eigentlich auch schon einen Fachbegriff: Antworten auf Fragen, die eigentlich einem Anderen gestellt worden sind?”
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Gute Antwort! Hoffe Seidler liest sie.
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Jetzt hört doch bitte mal wieder auf mit eurem „gefällt mir“. Früher gab’s immer so schöne Kommenare!
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@ uli: Gefällt mir.
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