Corona-Tagebuch 40
22. April 2020
Leichte Kopfschmerzen. Könnte davon kommen, dass ich nichts mehr gewohnt bin. Habe nämlich gestern angestoßen, auf die TÜV-Abnahme des BER, einmal zu oft wahrscheinlich. Oder zweimal. Am Stierbrunnen trafen wir uns, Herr Gläser, ein bekannter und gefürchteter Saxophonist, und ich. Der Stierbrunnen befindet sich am Arnswalder Platz im Prenzlauer Berg. Ein ausnehmend hässlicher Brunnen, an einem wunderschönen Ort. Die Sonne schien und es wurde verbotenerweise Tischtennis gespielt, nicht von uns, nein, würden wir uns nie trauen, von Menschen aus dem Volke. Mit denen unterhielten wir uns später noch, also nicht mit den Tischtennisspielern, mit Menschen aus dem Volke. Vor dem dortigen Spätkauf. In gebotenem Sicherheitsabstand. Es gab nur ein Thema. Die Frauen. Sie wollen einen nicht. Sie schicken einen immer weg. Und trotzdem will man bei ihnen sein. Ein Kreuz. Viel mehr ist nicht hängen geblieben. Ich besitze ja immer noch keine Maske. Ab nächster Woche braucht man eine, in Berlin zumindest, um Straßenbahn fahren zu können. Brandenburg, Nordrhein/Westfalen und Niedersachsen sind die letzten Bundesländer, welche noch keine Maskenpflicht beschlossen. Erlaubt ab 4. Mai in Berlin: Gottesdienste bis 50 Personen und Demonstrationen bis 50 Personen. Ab heute erlaubt: Demonstrationen bis 20 Personen, in Ausnahmefällen zumindest. Was das für Ausnahmefälle sein mögen? Zählt unsere 2. Mai-Demo zum Internationalen Kampf- und Feiertag der Arbeitslosen dazu? Angemeldet ist sie bereits. Wie immer 13 Uhr am Senefelderplatz. Wie sollen wir nur die 20 Glücklichen auswählen, die dann demonstrieren dürfen? Losen? Der US-Bundesstaat Missouri verklagt China, wegen der Ausbreitung des Corona-Virus. Chinesische Funktionäre seien „verantwortlich für die gewaltigen Tode, Leiden und wirtschaftlichen Verluste, die sie der Welt zufügten, darunter den Einwohnern Missouris.“ Frage ist, welches Gericht soll die Klage des republikanischen Gouverneurs bearbeiten? Eines in dem südlichen Bundesstaat wird sich wohl kaum zuständig fühlen und der Weltgerichtshof wird ja von den USA nicht anerkannt, zumindest wenn es gegen Bürger oder Repräsentanten des eigenen Landes geht. Schwierig. Ist das eigentlich mit der so genannten Spanischen Grippe bereits verjährt, die Anfang des letzten Jahrhunderts von den USA aus die Welt überzog und Millionen Menschen das Leben kostete? Bestimmt. Netflix boomt. 15,8 Millionen neue Kunden kamen in den letzten drei Monaten hinzu. Einlull-Programm, der Renner der Zeit. Harmlose Serien, nette Filmchen, bloß keine lästigen Nachrichten, die einen mit der Realität konfrontieren könnten. Wie war das noch gleich mit den Frauen?
Tipp für heute: Milchreis mit Zucker und Zimt.
2 Kommentare zu “Corona-Tagebuch 40”
01
Hallo Ahne, wir sprachen noch über Frey-Gang, über Jobs … Eine junge Frau schenkte uns einen Ball. Stammkunden stritten sich lustig. Viele Grüße vom schönen Stierbrunnen, dein Keyboard-Kumpel.
02
Freygang, ah ja. Und ein Ball. Wie niedlich. Grüße zurück von deinem kein einziges Instrument beherrschenden Angeberfreund, Ahne.
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