Corona-Tagebuch 29

11. April 2020

Auf dem Friedhof an der Heinrich-Roller-Straße tollen die Eichhörnchen herum, als gäbe es keine Krise. Sie halten sich überhaupt nicht an die Kontaktbeschränkungen, geikeln zu dritt durch die Äste der Kastanien, ignorieren sämtliche rot-weiß-gestreiften Absperrbänder. Dagegen fallen Blaumeisen, zumindest in Hessen und Teilen Thüringens, seit Mitte März tot vom Himmel. Ein rätselhaftes Blaumeisensterben wird beobachtet. Besonders in der Umgebung menschlicher Fütterungsstellen liegen sie flugunfähig, apathisch und mit verklebten Augen am Boden. Seltener sind auch Kohlmeisen und andere Singvögel betroffen. Machen wir uns da etwa am nächsten Artensterben mitschuldig? Brasilien verzeichnet als erstes Land Lateinamerikas mehr als 1.000 Corona-Tote. Die Türkei verhängt Ausgangssperren über 31 große Städte, darunter Istanbul und Ankara. Kurz darauf kommt es zu tumultartigen Hamsterkäufen. Irland und Argentinien verlängern ihre Ausgangssperren, Moskau wird weitgehend lahm gelegt. Nur für dringend notwendige Arbeiten erteilt man noch eine digitale Sondererlaubnis. Dagegen sollen in China bis Ende April die Schulen wieder eröffnen und Boeing möchte im US-Bundesstaat Washington seine Produktion hochfahren. Begrenzt, wie es heißt, erst mal lediglich die Rüstungssparte. Klar, was sonst? In Südkorea wurden 91 Menschen, die bereits als genesen galten, erneut positiv auf das Virus getestet, welches mittlerweile mehr als 1,7 Millionen weltweit infizierte und über 102.000 von uns sterben ließ. Überlege, ob ich am Sonntag zum Livestream der Quarantänebühne Heim & Welt eine Rolle Klopapier mitnehme. Könnte ich doch anbieten. ‚Verschenken gegen Kapitalismus‘. Oder ist das zu provokant?

Tipp für heute: Nicht im Wald rauchen, Waldbrandgefahr!

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