Corona-Tagebuch 28
10. April 2020
Karfreitag. Jetzt fangen die Christen an zu fasten. Oder hören sie damit auf? Katholische Geistliche ermuntern ihre Schäfchen, auch während der Corona-Pandemie Ostern zu feiern, diesmal eben interaktiv. Zum Beispiel könne jeder Einzelne zuhause seine eigene Osterkerze segnen und anzünden. Ich ergänze, für all jene, die nicht an Jesus, den lieben Gott oder ein höheres Wesen glauben, ja, auch wir können Ostern feiern. Selbst während der Coronese. Einfach ein paar Eier aus dem Kühlschrank nehmen und unter der Bettdecke verstecken. Großer Spaß! Vorher vielleicht kochen, also die Eier, nicht die Bettdecke. Obwohl, Bettdecke kann man auch kochen. Tötet man eventuell vorhandene Viren. In der Slowakei werden seit Donnerstag fünf Armensiedlungen der Roma-Minderheit abgeriegelt. Ministerpräsident Igor Matovic warnte davor, dass sich Covid-19 unter den unhygienischen Lebensbedingungen dort unkontrolliert ausbreiten könne. Wenn die Bewohner dann „herauskriechen“ sei auch die restliche Bevölkerung bedroht. Dieser ekelhafte Rassist nennt sich übrigens „konservativ“. Auch Polen führt jetzt eine Mundschutzpflicht ein, Südafrika, Spanien und Italien verlängern ihre Ausgangssperren, Kuba ordnet die Stilllegung sämtlicher öffentlichen Verkehrsmittel an. Im Jemen tritt wegen Corona eine Waffenruhe in Kraft. Bolivien entlässt alle Strafgefangenen ab 58 Jahren, die nicht wegen Mordes oder Vergewaltigung von Minderjährigen inhaftiert sind. In den USA, wo in einem Chicagoer Gefängnis mehr als 450 Häftlinge und Wärter infiziert wurden, sollen dagegen lediglich Maßnahmen gegen eine weitere Ausbreitung ergriffen werden. Man besorgt zusätzliche Seife für Insassen und Personal. Vielleicht ja mit Fliederduft, jetzt im Frühling? Das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden? Der Leipziger Spaziergangsforscher Bertram Weisshaar geht übrigens davon aus, dass auch nach der Corona-Krise mehr Menschen spazieren gehen werden als dies in der Vergangenheit der Fall gewesen ist. Er hoffe darauf, dass dann die Verantwortlichen reagieren und sich stärker für breitere Fußwege einsetzen. Unterstütze ich. Und falls das nicht der Fall sein sollte, Herr Weisshaar, gehen wir eben auf der Straße. Oder sagt man: auf die Straße?
Tipp für heute: Probiert mal das Sitzen auf einer Straße, fetzt auch ein.
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