Was mal raus musste
23. September 2010
In den postsarrazinischen Diskussionen wird derzeit ständig so getan, als sei der erstarkende Islam eine Folge des schwächelnden Christentums. Und warum ist das Christentum hierzulande so schwach? Natürlich, weil die Religiösität nicht mehr so ausgeprägt sei. Nichtreligiösität, so wird suggeriert, sei Schwäche, die Schwäche unserer jetzigen Gesellschaft. Selbst in den sogenannten liberalen Medien erhebt sich kaum mal eine Stimme gegen die Rückbesinnung auf ‚Unsere Christlichen Werte‘. Da werden bei Frau Maischberger ein Pfarrer Fliege und ein ultrachristlicher Reaktionär dem Islamistischen Prediger Vogel gegenübergesetzt und ein Peter Scholl-Latour sagt zu den, sicherlich nicht gerade sehr originellen Karikaturen eines Herrn Westergards, lediglich, dass er ja auch Karikaturen die das Christentum verunglimpften nicht zulassen würde. Ich weiß nicht wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung sich derzeit als nichtreligiös einschätzen, ich weiß, dass es in Ostdeutschland die Mehrheit ist, was, wie ich finde, gut ist, ja, vielleicht sogar ein evolutionärer Schritt, aber diese große Bevölkerungsgruppe wird nahezu nicht vertreten, öffentlich. Von mir aus kann ja jemand ein Kopftuch tragen, genauso wie er ein Kreuz tragen kann, aber wenn hier Lehrer (von einem rot-roten Senat!) aufgefordert werden im Fastenmonat Ramadan nicht mehr so viele Arbeiten zu schreiben, beim Schwimmunterricht möglichst nur noch Schwimmlehrerinnen einzusetzen und Jungen und Mädchen getrennt Sport unterrichten zu lassen, aus Rücksicht auf die Religion, dann ist das für mich nicht hinnehmbar. Vielleicht waren die, die nicht mehr an einen Gott glauben in letzter Zeit einfach zu ruhig, haben den Religiösen zu sehr das Feld überlassen. Erheben wir unsere Stimme. Nee, ist mir zu pathetisch. Sagen wir es einfach: Religion muss Privatsache bleiben! Quatsch, natürlich muss Religion überhaupt erst einmal Privatsache werden!
Tipp für heute: Eine gute Tasse Kaffee trinken.
8 Kommentare zu “Was mal raus musste”
01
uiuiui, ich verfolge die ganze Scheiße ja nicht mehr, seit ich Islamisten und Katholiken mit meiner Playstation töten kann, aber das klingt doch sehr nach einem neuen Religionskrieg. Who cares. Sollen sich doch die Gangster gegenseitig umbringen.
02
So wie damals Nationalsozialisten und Kommunisten meinst du?
03
…genau, wehret den anfängen…und deshalb lieber kaffee als tee trinken. von wegen abwarten…
04
@ahne: Du sprichst mir aus meinem kleinen aufgeklärten Herzen. Die versuchte Rechristianisierung Osrelbiens geht mit auch total auf den Keks (Ist Dir auch aufgefallen, dass Frauen in den letzten Jahren verstärkt sagen, ihnen gehe etwas auf den Sack?). Das an sich ist noch nicht weiter schlümm. Schlümm ist, dass die weitestgehend nichtchristlichen Länder Berlin und Brandenburg (von den anderen weiß ich es nicht) die christlichen Hauptkirchen im Land jedes Jahr mit Millionenbeträgen finanzieren – nicht aus Kirchensteuergeldern sondern aus dem „normalen Steueraufkommen. Die Trennung von Staat und Kirche gibt es doch faktisch nicht wirklich in unserem Land.
Die „Einheitsfeier“ findet in unserer Stadt stets mit Gottesdienst und allem Brimbamborium im Dom statt – organisiert vom Rotary Club. Tolle Wurst!
05
Was den Ramadan und das Taxifahren angeht, so ist das mit dem weniger Arbeiten bereits seit Jahren Realität. Taxifahrer, die nicht fasten müssen, sehen das in der Regel aber positiv.
Aber jetzt mal im Ernst: Wo ist die Grenze und wer & was legt sie fest? Kopftuch & Kreuz ja? Sportlehrerinnen & getrennter Sportunterricht nein? Und was ist mit dem Raum zum Beten in Schulen? Ist der nicht auch bereits Realität?
06
Na ja, für mich liegt eine Grenze da, wo ich anderen durch meine Religion ihre Lebensweise vorschreibe. In einer Klasse sind ja nun mal nicht nur strenggläubige Muslime (wobei niemand in der islamischen Welt sagt, dass Kinder fasten müssen oder dass Sportunterricht getrennt gemacht werden muss oder dass es eines Raumes zum Beten bedarf) sondern auch andere. Wenn jemand ein Kreuz oder ein Kopftuch trägt, dann beeinträchtigt er dagegen niemand anderen.
07
Was die Grenze angeht, die sehe ich sie genauso, wo Du sie siehst. Blöd ist nur, daß sich diese Sichtweise (Kategorischer Imperativ) nicht allgemein durchgesetzt hat. Möglicherweise, ich weiß es selbst nicht genau, liegt es daran, daß jeder Einzelne seinen eigenen „Imperativ“ hat. Komisch wird es, wenn zwei „gesammelte“ Sichtweisen (Religionen) aufeinandertreffen und offensichtlich keine wirkliche Lösung finden.
Unabhängig davon bleibt die Frage, welche Rolle die von Dir erwähnten „Nichtreligösen“ bei diesem „Aufeinandertreffen“ spielen. Was wollen die und woran glauben sie? An „Irgendetwas“ glaubt ja letztendlich jeder.
08
Das ist aber, glaube ich, ein anderer Glaube. Auch jemand, der an Gott glaubt, glaubt ja vielleicht an gewisse Naturgesetze. Ein Glaube aber an etwas Übersinnliches ist weder beweis- noch widerlegbar.
Kommentar schreiben