Neueste Wahrheiten aus der Schule

2. September 2010

Schule, Schule, Schule, papule. Neueste Wahrheiten aus der Schule, meine Damen und Herren und liebe Kinder natürlich. Die Gewalttätigkeit von Schülern ist, laut einer Studie der Freien Volksuniversität Wuppertal (vielleicht war es auch eine andere Uni oder ein Institut oder eine Zeitung), um 40 % zurückgegangen. Deckt sich übrigens auch mit meinen eigenen Erinnerungen. Schlägereien waren bei uns ja damals an der Tagesordnung und ich bin in keinem sogenannten Problemkiez aufgewachsen. Dagegen hat mein Sohn, wie er mir vorgestern berichtete (vielleicht war es auch vorvorgestern oder Weihnachten 2008), noch nie in seinem Leben eine auf die Fresse gekriegt. Also außerhalb der eigenen vier Wände natürlich. Soviel zur angeblichen Verrohung der Jugend. Auch die Frechheit Jugendlicher ist, laut einer anderen Studie, um circa zwei Drittel geschrumpft, wohingegen die Reinheit der Fingernägel ungefähr viermal so hoch ist und das Sichselberimmerzuerstnennen um mehr als die Hälfte sank. Nachzulesen übrigens nicht in dem neuen Bestseller, des von mir sehr verehrten Kollegen Stephan Serin, dessen Buch übrigens, ohne dass er dies verhindern konnte, häufig zusammen mit Herrn Sarrazins Meisterwerk ‚Deutschland kackt ab‘ (oder so ähnlich), in den Warenkorb geschmissen wird. Und wo wir schon dabei sind, ein anderer, allerdings ehemaliger, Kollege, Reformbühnenurgestein Wladimir Kaminer nämlich, hat sich wohl als 10.000 ‚er Berliner in die Liste ‚Schule in Freiheit‘ eingetragen, welche fordert, dass Schulen künftig ausschließlich privat finanziert werden sollten und der ganze Restkindermüll, die, deren Familien es sich nicht leisten können, in geschlossenen Heimen untergebracht wird. Dann würde, der initiierenden Initiative zufolge, der Zensurendurchschnitt noch mal um mindestens 1,2 % ansteigen.

Tipp für heute: Sitzen bleiben.

Allgemein | Kommentare

13 Kommentare zu “Neueste Wahrheiten aus der Schule”

  1. 01

    Jibbt dit denn an diese völlich freien Überklassenschulen keine Elternabende mehr? Dann wär´s für mich eine Alternative. Würde dann vielleicht auch auf´s Essen vazichten – soll ja einen schlanken Fuß machen. Muss mich zum zweiten mal diese Woche zum Eltanabend begeben. Die Eltan da meinen es alle total gut mit ihren schweinebegabten Rangen und wollen sich auch menschlich einbringen. Die wollen dann imma Vaanstaltungen mit den Intelligenzbestien UND deren leichtsinnigen Erzeugern zum gegenseitigen Kennenlernen orjanisieren. Bin ich noch zu tolerieren, wenn ich das voll total Scheiße finde? Geht der feine Herr Ahne auch zu solchen Veranstaltungen?

    Olaf am 2. September 2010 um 14:54
  2. 02

    Doch, ich geh da auch öftas hin. Aba an der Schule meines Sohnes sind nich so viele, ich sag jetz ma Galaktischbegabte, da sammelt sich eher das, was an anderen Gümnasjen nicht akzeptiert wurde, mit anderen Worten, die Elternabende dort sind imma ziemlich schnell Geschichte.

    Ahne am 2. September 2010 um 16:04
  3. 03

    Kriegen nicht auf die Fresse? Und Sexualität machense auch nicht, schreibt der Spiegel. Ist wohl alles Internet heute. Finde alt sein langsam ganz schön.

    generator am 2. September 2010 um 16:49
  4. 04

    Kann aus gerade frisch erlebten Elternabend-Erfahrungen schöpfen (von der anderen Seite) und berichten, dass viele Eltern friedlich und wenig diskusssionsfreudig sind, wenn ein wichtiges Spiel – wahlweise Champions-/Europa-/Bundes-/ 2. Bundes-/ 3. Bundes- oder eine andere Liga – an selbigem Abend stattfindet. Wie eben immer auch in vielen anderen entscheidenden Situationen des Lebens ist auch hier Timing alles :-). Gut ist auch, wenn sich die Lehrkraft streng und bestimmend an die Tagesordnung hält. Hab so ein Schuljahr in 45 Minuten abgefrühstückt. Inklusive Beschwerderunde. Mangels bestimmender Lehrkraft kann auch ein Elternteil die Rolle des zügigen Vorankommenwollers übernehmen. Lehrer finden Elternabende nämlich auch total doof. Zumindest diejenigen, die ich kenne.
    Jetzt reichts aber. Bis denn.

    der Grit am 2. September 2010 um 19:29
  5. 05

    @ generator: Ja, wenn nicht dieses verdammte Zwicken im Rücken wäre und dass man nichts mehr hört und sieht und nichs mehr kauen kann, von den anderen Sachen gar nicht erst zu reden, dann wäre alt sein wirklich sehr, sehr schön.

    Ahne am 2. September 2010 um 20:19
  6. 06

    Ahne, ich glaube du irrst dich. Die freien Schulen sollen eben nicht privat finanziert werden, sondern gleichberechtigt aus öffentlichen Mitteln.

    Zitat: „Wir wollen, dass Schulen in freier Trägerschaft für alle zugänglich sind, dass niemand mehr Schulgeld bezahlen muss und dass Schulen in freier Trägerschaft in die Lage versetzt werden, die Lehrer genauso gut zu bezahlen wie die staatlichen Schulen es tun. Damit dies möglich wird, müssen die Schulen in freier Trägerschaft gleichberechtigt finanziert werden, und zwar ab dem ersten Jahr.“

    Dan Richter am 3. September 2010 um 15:42
  7. 07

    @ Dan Richter: Geirrt habe ich mich nicht. Eher bewusst falsch formuliert. Sicher fordern sie, dass Schulen in freier Trägerschaft in die Lage versetzt werden genauso gut usw. aber das würde eben auch bedeuten, dass staatliche Schulen weniger bekommen würden und damit gegenüber den Privatschulen deutlich schlechter gestellt sind, denn die haben ja noch andere Quellen. Und dass diese Privatschulen dann jeden aufnehmen würden glaubst du doch wohl selber nicht, das ist ja gerade das große Plus dieser Schulen, dass sie eben nicht jeden nehmen.

    Ahne am 3. September 2010 um 15:53
  8. 08

    Welche Kriterien da welche Schule zur Hand nimmt, weiß ich auch nicht. Aber ich denke, dass die öffentlichen Schulen auf jeden Fall Konkurrenz brauchen, vor allem was pädagogische Ansätze betrifft.
    Die Probleme der öffentlichen Schulen werden ja nicht dadurch gelöst, dass private Schulen stranguliert werden. Bzw. nur noch von Reichen bezahlt werden können.

    (Ätschebätsche, links überholt.) ;-)

    Dan Richter am 3. September 2010 um 16:35
  9. 09

    @ Dan Richter: Na, ick weeß ja nich, ob du mich da links überholt hast, aber meiner Meinung nach sollte Bildung in staatlicher Obhut liegen, genau wie das Gesundheitssystem, das Rentensystem und auch die Öffentliche Sicherheit. Andere pädagogische Ansätze sollte man innerhalb dieser staatlichen Schulen konkurrieren lassen, wenn nötig durch Druck der Eltern oder der Schüler. Dadurch, dass die Bessergestellten (und damit meine ich nicht nur finanziell bessergestellt) eigene Schulen gründen, wird doch lediglich eine weitere Spaltung der Gesellschaft gefördert (auch wenn dies natürlich für einzelne Kinder positiv sein kann).

    Ahne am 3. September 2010 um 17:59
  10. 10

    @ Dan & Ahne: Ich bin mir nicht sicher, ob das bei Eurer Argumentation schon berücksichtigt wurde – aber die Schulen in freier Trägerschaft/Privatschulen erhalten 80% ihrer Personalkosten vom Staat. Sie wären also durchaus in der Lage, zumindest was eben diese Kosten angeht, mit den staatlichen Schulen gleich zu ziehen, ja vielleicht sogar zu überholen, da sie ja Schulgeld verlangen. Allein die Profitgier macht ihnen einen Strich durch die Rechnung. Bestes Beispiel ist eine ehem. private Berufsschule in Potsdam, die staatliche Fördergelder für Schüler auch dann noch eingestrichen hatte, als diese gar nicht mehr an der Schule unterrichtet wurden (Abbruch, Schulwechsel o. A.). Darüber hinaus weiß ich, dass die dort angestellten Lehrer deutlich unter dem normalen Angestelltentarif bezahlt wurden, sich slebst mit sämtlichen Arbeitsmaterialien versorgen mussten und zw. 35 und 40 h in der Woche ’nur‘ unterrichtet haben – die Höchststundenzahl liegt an staatlichen Schulen bei 27 Wochenstunden + vorbereiten + nachbereiten + Verwaltungskram usw
    Ich bin da ganz auf Ahnes Seite. Auch wenn im staatlichen Schulsystem nicht alles super läuft – immer noch besser als so ein wichtiges Gut wie Bildung in so raffgierige Hände wie derartige Subjekte zu legen. Es gibt Ausnahmen. Keine Frage. Die sind allerdings nicht in der Überzahl.

    der Grit am 3. September 2010 um 18:14
  11. 11

    Alternative Ansätze in staatlichen Schulen auszuprobieren ist praktisch ein Ding der Unmöglichkeit.
    Aber ich verstehe deinen Gedanken, Ahne: Wenn es so weiter geht, wird in die öffentlichen Schulen gar nicht mehr investiert, weder geistig noch finanziell. das ganze System ist völlig verkrustet. Es beginnt bei der unmöglichen Lehrerausbildung, mangelnder Motivation der Lehrer, alter Ansätze usw. von kaputten Schulgebäuden ganz zu schweigen. Wenn das so weitergeht, sind die öffentlichen Schulen in Zukunft wirklich nur noch für den „Rest“.
    Aber gegen Privatschulen zu polemisieren hieße m.E. das Kind mit dem Bade auszuschütten. Die Bildung bleibt ja nach wie vor in staatlicher Obhut, insofern Standards nur staatlich gesetzt werden können.
    Aber einen Ansatz wie Montessori zu streichen, hieße eine der progressivsten Bildungseinrichtungen zu entfernen.

    Dan Richter am 4. September 2010 um 12:55
  12. 12

    @ vor allem Dan aber auch alle anderen. Alternative Ansätze in staatlichen Schulen sind m.E. relativ einfach zu organisieren: durch wirklich selbst verwaltete Schulen. D.h. jede Schule bekommt ihren Etat entsprechend der Anzahl der Schüler, des Zustandes der Schulgebäude; Direktoren werden gewählt – auch nur auf bestimmte Zeit; die Schulen stellen selber Lehrer ein bzw. trennen sich von ihnen; usw. Wichtig bleiben dabei einheitliche Lernziele, die zu einem bestimmten Zeitpunkt des Schülerlebens erreicht werden. Ein prinzipielles Paradoxon ist allerdings, dass die besten Petergurken in den Verwaltungen sein sollten, um das System möglichst gut zu organisieren; Lehrpläne aufzustellen etc.; andererseits selbstverständlich eben diese in den Schulen unterrichten sollten.
    Nebenbei: Montessori wird in meiner mittelgroßen Stadt am Rande der großen Stadt auch an einer staatlichen Schule probiert.

    Olaf am 7. September 2010 um 08:04
  13. 13

    @ Olaf: Ich will das. Genau so. Das Argument bzgl. der Verwaltung ist m. E. so ziemlich die entscheidende Voraussetzung!

    der Grit am 8. September 2010 um 15:30

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