Mein amerikanisches Tagebuch (10)

8. März 2019

Herzlichen Glückwunsch erst mal allen Frauen und jenen, die sich dafür halten, zum Internationalen Frauentag. Ich bin so stolz, dass meine Heimatstadt Berlin die erste ist, die jenen Tag zum Feiertag erklärt hat, selbst wenn ich weiß, dass früher, zu Ostzeiten, der Tag von vielen Frauen gern genutzt wurde, um es auf Arbeit mal richtig krachen zu lassen. Gleiche Rechte für alle, binnick voll dabei und zwar weltweit! Es gibt viele Länder, wo die Rechte der Frauen sogar wieder beschnitten werden oder beschnitten werden sollen. Und da muss man gar nicht weit weg gucken, auch in Europa läuft es teilweise rückwärts. Guckt nach Polen, guckt nach Italien.

Mein Auftritt gestern beim Fest des Germanistik-Zweiges am Dickinson-College wurde kurzfristig gecancelt, da die Rede des Bundeswehr-Offizieres vor mir deutlich mehr Zeit in Anspruch nahm als geplant. War aber nicht schlimm. Es gab Schwarzwälder Kirschtorte, Würstchen und Sauerkraut, Kartoffelpuffer mit Apfelmus und natürlich Kaffee, guten deutschen Kaffee. Bier gab es offiziell nicht und das bei einem deutschen Fest! Skandal! Müssen wir denn erst wieder überall einmarschieren? Um mich zu besänftigen schmuggelte jedoch eine hier nicht erwähnt werden wollende Frau (Herzlichen Glückwunsch Dir persönlich!) mir zwei Flaschen feinstes Yuengling, aus der angeblich, laut Etikett zumindest, ältesten Brauerei Amerikas, in den Festsaal. 0,33 l-Flaschen und trotzdem war ich danach fast vollständig betrunken, da ich seit meiner Einreise aus Deutschland keinen einzigen Schluck Alkohol mehr zu mir genommen hatte. Man kann also guten Gewissens die Zeit hier auch als Kur bezeichnen.

Tipp für heute: Mein Körper, meine Entscheidung!

 

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