Ein Trauertag

16. November 2018

Der WDR hat bekannt gegeben, die Serie ‚Lindenstraße‘ einstellen zu wollen. Zwar erst im März 2020 (Datum geändert, nach Hinweis eines aufmerksamen Lesers), trotzdem, ich weiß nicht, ob ich dann noch weiter leben will. Ja, ich bin ein Fan dieser Fernsehreihe. Woche für Woche sitze ich vor dem Bildschirm und schaue, wie es so weiter geht, in den Familien, die mir vertrauter sind als die Menschen in der Straße wo ich wohne. Sicher gibt es bessere Schauspieler, obwohl einige der Lindenstraßen-Darstellerinnen durchaus großartige Schauspieler waren und sind, sicher erleben die Figuren der ‚Lindenstraße‘ mehr als Durchschnittsmenschen in diesem Land und, ja, manche Wendung, mancher Strang war zu dick aufgetragen, zu unglaubwürdig, zu sehr von der Haltung der Macher geprägt, doch gibt es nichts Vergleichbares, nichts Unterhaltsames jedenfalls, was so dicht an der Wirklichkeit der Bundesrepublik dran ist wie die ‚Lindenstraße‘. Von Anfang an stand sie unter Beschuss. Machten sich zunächst eher die Intellektuellen und Linken über die Serie lustig, so hat sich dies radikal gewandelt, was wahrscheinlich weniger mit der Serie selbst zu tun hat, sondern eher mit dem Wandel unserer Gesellschaft. So wusste ich heute, nachdem ich die Kommentare auf dem Qualitäts-Nachrichtenportal von web.de zur Absetzung der ‚Lindenstraße‘ gelesen hatte mal wieder, warum sie mir so gut gefiel. 260 Kommentare in 3 Stunden, wovon ungefähr ein Fünftel schrieb: „Wen interessiert ’s?“ oder „Die hab ich sowieso nie gesehen und fand sie immer langweilig.“, die Meisten aber freute es, dass die „Gehirnwäsche“ der „Umerziehungskäse“, die „Gutmensch-Scheiße“ endlich weg sein wird. Exemplarisch: „Es gab so gut wie keine intakte Familie mehr, nur noch WG’s, Schwule, Transgender, nette Muslime. Da schau ich mir lieber alte Filme im Heimatkanal an. Da sieht man noch die gute alte Zeit, wo Deutschland noch Deutschland war.“ Hmm. Mach ma. Die Serie wird fehlen.

Tipp für heute: „Anständige Leute arbeiten, wenn ‚Lindenstraße‘ kommt!“, Werner Adolf auf web.de (die ‚Lindenstraße‘ läuft noch bis März 2020 jeden Sonntag 18:50 Uhr ARD, d.A.)

Allgemein | Kommentare

3 Kommentare zu “Ein Trauertag”

  1. 01

    2020

    Dschong Pijähr am 16. November 2018 um 21:09
  2. 02

    Richtich! Ick Dussel! Danke.

    Ahne am 16. November 2018 um 23:45
  3. 03

    Es gibs des auch als Buch, zu mindest gabs des mal! 1987!

    Bettie am 17. November 2018 um 12:21

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