Rechts sind wa nich, nur ’n bisschen blöde
11. Mai 2013
Nach der gestrigen Lesung bei der wundervollen Lesebühne Grubenhund in Görlitz wurde ich im christlichen Jugendwohnheim „Eberhard von Rothkirch“ einquartiert, welches sich übrigens direkt neben dem christlichen Altersheim (Namen weiß ich leider nicht) befindet. Eberhard von Rothkirch kämpfte im Deutsch-Französischen Krieg 1871, verlor ein Bein und wendete sich danach Jesus zu. Er wurde im Jahr 1883 auf der Gründungsversammlung des CVJM (christlicher Verein junger Männer) zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt. „Weil er ein treuer Beter war“ so steht es zumindest auf einer Tafel, welche in meinem Zimmer direkt neben einem streng blickenden Porträt des Herren hing, „konnte er auch ein guter Seelsorger sein. Jeden Tag begann er mit seiner stillen Zeit, las in der Bibel und betete und frühstückte erst danach.“ Ich begann den Tag ebenfalls mit stiller Zeit las aber nicht in der Bibel sondern in Jochen Schmidts Roman „Schneckenmühle“ welchen ich uneingeschränkt empfehlen kann, ich betete nicht, verzichtete jedoch immerhin vollständig auf ein Frühstück. Ob auch ich ein guter Seelsorger wäre? Im Zug nach Berlin hörte ich jugendliche Skater sich über ihre Großväter unterhalten. Die, deren Opas überzeugte Nationalsozialisten waren, äußerten sich am lautesten, dabei können deren Großväter doch höchstens 14 gewesen sein, damals, na ja, auf jeden Fall wurde auch erörtert wofür die Farben schwarz-weiß-rot stünden und dass man ja behaupten könne 88 würde lediglich Hansestadt Hamburg bedeuten. Einer älteren Dame machten sie nicht Platz, sie bräuchten die gegenüberliegenden Sitze für ihre Füße. Böse Jugend! Am Alexanderplatz fiel mir zuerst ein Plakat ins Auge welches für die Europameisterschaft der Frauen im Nacktfußball warb. Ich war wieder zuhause.
Tipp für heute: Füße runter!
4 Kommentare zu “Rechts sind wa nich, nur ’n bisschen blöde”
01
Vielleicht aber die „Schneckenmühle“?
02
Oh, richtig, werde es gleich verbessern. Wie komme ich denn auf „Schneckenkinder“? Schön, wenn man so aufmerksame Leser hat.
03
Jesus lebte 1871 noch?
@#2: Weil Schneckenkinder irgendwie süß klingt… Schneckenmühle hingegen, was soll man sich denn da drunter vorstellen?
04
Na ja, eine Mühle eben, die Mehl aus Schnecken macht. Ist doch süß. Und irgendein Jesus wird 1871 sicher gelebt haben. In Spanien ist das ja ein relativ weit verbreiteter Vorname.
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