Uralte Bräuche
5. März 2013
Der freundliche Herr mit den längeren Haaren, der im Hinterhaus bei uns sich eine schöne Wohnung gekauft hat, steht auf der Straße und telefoniert. Das wäre jetzt nichts Besonderes, nicht weiter erwähnenswert, es gibt heutzutage viele Menschen, die auf der Straße stehen und telefonieren, manchmal laufen sie auch oder fahren Rad dabei oder streicheln während des Telefonierens die Geschlechtsteile ihrer Liebsten, okay, vielleicht seltener, obwohl, bin mir da mittlerweile nicht mehr so sicher, der freundliche Herr jedenfalls hat auf der gegenüberliegenden Seite der Straße sein Motorrad zu stehen, auf dem Fußweg und dieses Motorrad tuckert so vor sich hin, der Motor des Motorrades, eine Minute, zwei Minuten, zehn Minuten, zwanzig Minuten, man hat sich schließlich viel zu erzählen, ist schließlich fast Frühling, die Sonne scheint, da dauert das Telefonieren natürlich etwas länger und der süße Duft der Motorradabgase weht derweil in mein Schlafzimmerchen hinein, mein kleines Schlafzimmerchen, dessen Fensterchen auf Grund temporär günstiger Temperaturverhältnisse geöffnet ist. Frohgemut kleide ich mich also an, verlasse die Wohnung, versetze dem tuckernden Vehikel auf dem Bürgersteig einen freundlichen Klaps, was dieses nutzt, um hinzufallen, sodann ergieße ich einen Benzinkanister über es, entzünde die Flüssigkeit mit einem gewöhnlichen Streichholz und verabschiede so, mit diesem zünftigen Vorosterfeuerchen, den Winter. Stinkt allerdings auch ganz schön.
Tipp für heute: Tolerant sein.
3 Kommentare zu “Uralte Bräuche”
01
Irgendein Gagschreiber hat Harald Schmidt mal diktiert: „Toleranz ist ein Drittel Mitleid, ein Drittel Ekel und ein Drittel Schadenfreude.“ Fand ich stimmig.
(Kommst mit deim Kanister auch bei uns vorbei? Da hupt sich seit ner Woche einer aus ner Parklücke raus. Schaffts aber nicht.)
02
((Falsch zitiert: erst Ekel, dann Mitleid.))
03
(Bin schon unterwegs.)
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