Immerhin mal was anderes als diese Streifentransparente in Schwarz und Rot und Gelb

26. Juni 2012

In einem Plattenbau in der Linienstraße in Berlin-Mitte hängt von einem Balkon ein Transparent herunter, darauf steht (ich hoffe ich kriege das jetzt noch halbwegs originalgetreu hin, also, sagen wir mal so, es ist ein Gedächtnisprotokoll): „Wegen dem Mord an den Straßentieren, wir boykottieren die Fußball-EM 2012 in der Ukraine“. Also, mal abgesehen von des falschen Dativs (kann aber wie gesagt auch an meinem fehlerhaften Gedächtnisprotokoll liegen), finde ich das schon eine äußerst phantasievolle Protestaktion. Mal nicht Timoschenko und Menschenrechte und so. Allerdings frage ich mich dann doch ob dieser Boykott seine Wirkung wirklich entfalten kann. Worin drückt sich dieser überhaupt aus? Dass die Bewohner des vierten Stocks in der Linienstraße nicht hinfahren, in die Ukraine? Dass sie den Fernseher nicht anschalten, bei den Fußballübertragungen? Oder liefern sie keine dringend benötigten Ersatzteile, für…, weiß der Fuchs was, in das Gastgeberland des Spektakels? Apropos Fuchs, um welche Tiere geht es eigentlich? Katzen und Hunde, dachte ich ja erst. Aber was ist mit Ratten? Darf man die einfach so abschlachten? Wir haben nämlich gerade das Problem. Bei uns im Keller wimmelt es ja regelrecht von jenen niedlichen Gesellen. Lustig quieken diese vor sich hin, wenn man die Treppe hinunter zum Waschmaschinenraum tappst. Einige finden den Ort sogar so dermaßen angenehm, dass sie ihn für würdig erachten, dort ihren letzten Atem auszuhauchen. Müffelt darum ein wenig nach Verwesung, was wiederum uns dazu animierte einen Kammerjäger zu engagieren und jetzt fragen wir uns natürlich, werden auch wir bald boykottiert? Oder sind es Ratten nicht wert, dass man sich für sie einsetzt?

Tipp für heute: Flöte spielen lernen.

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