Die Mütter Courage
21. Mai 2012
Unsere liebe ukrainische Milliardärin Julia Timoschenko, die im Knast unter Rückenproblemen leidet und nach Misshandlungen blaue Flecken davontrug, kann endlich aufatmen. Zwei deutsche Bundestagsabgeordnete haben die Patenschaft für sie übernommen. Zum einen Erika Steinbach (CDU), die, glaube ich, den Streuselkuchen erfand und ein großer Fan von Autobahnen ist und zum anderen Viola von Cramon-Taubadel (Adlige Grüne), bisher aufgefallen durch ihren wunderschönen Namen. Damit dürfte der Freiheit der großen Kämpferin für selbige nichts mehr im Wege stehen und wie nebenbei auch noch Demokratie, Gerechtigkeit und jede Menge Streuselkuchen in diesem großen osteuropäischen Staat Einzug halten. Glückwunsch!
Tipp für heute: Streuselkuchen essen.
14 Kommentare zu “Die Mütter Courage”
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Ich muss mich leider an Rhabarberkuchen halten, noch von gestern. Aber den hab ich selllber gebacken. Ist sogar ganz lecker geworden.
02
Mein bester Kumpel arbeitet in einer Streuselfabrik. Ich möchte daher darauf hinweisen, daß mit der Herstellung von Streuseln schon eine Kunst verbunden ist und Streusel und Streuselhersteller unsere Achtung verdienen.
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@ ??????? ?????????: Sicher. Tut mir leid. Lustiger Name übrigens, den du hast. Fast so lustig wie Viola von Cramon-Taubadel.
04
Weil jemand Milliardärin ist, ist es nicht so schlimm, wenn man sie einfach mal so ins Gefängnis steckt?
Weil sich politisch fragwürdige für jemanden einsetzen, ist es nicht so schlimm, wenn sie im Knast gefoltert wird?
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@ Dan Richter: Willkommen in der Realität, auch Kleptokratie (Geld, Ideen, Stimmen, Macht, etc …) genannt, zu der es dazugehört, daß ein Kleptokrat den anderen (Chodorkowski) oder auch die andere (Timoschenko) schon mal einbuchtet, damit das eigene Stück vom Kuchen groß genug bleibt. Mich würde interessieren, ob Frau Timoschenko eigentlich die einzige Person in der Ukraine ist, die an diesen speziellen Rückenproblemen leidet, welche nur in der Charité behandelt werden können?
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Ich kann nicht beurteilen, ob sie „einfach mal so ins Gefängnis“ gesteckt wurde und ob sie „im Knast gefoltert wird“. Ich wage es allerdings zu bezweifeln, dass die beiden Damen ähnliche Aktivitäten gestartet hätten, würde es sich nicht um eine bekannte Oligarchin handeln, sondern nur um gewöhnliche zu Unrecht ins Gefängnis gesteckte Menschen.
07
Der Prozess war unfair.
Dass Steinbach sich für sie einsetzt, macht das nicht weniger schlimm.
Was immer man auch Timoschenko vorwerfen mag: Politische Gegner hat sie nicht in den Knast verfrachtet.
Die Haltung „es ist ja nur eine olle Klepto-Milliardärin, da trifft’s nicht die falsche“ halte ich für zutiefst unmenschlich.
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Dass sie für ihre „geschäftlichen Aktivitäten“ im Knast sitzt ist rechtsstaatlich sicherlich nicht verwerflich. Wie der Prozess geführt wurde und dass sie eigentlich aus ganz anderen Gründen ihre Zeit dort verbringt und dass normalerweise fast die gesamte jetzt agierende politische Elite der Ukraine einsitzen müsste, von der wirtschaftlichen ganz zu schweigen, eine andere Frage.
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Ihr kennt Euch ja ganz schön aus: ukrainisches Rechtssystem, wart beim Prozeß dabei, habt die Mißhandlungen / Folterungen life miterlebt, kennt quasi jeden der dort Lebenden persönlich und könnt somit sie / ihn moralisch und rechtlich beurteilen. Junge, Junge, Junge. Hut ab.
Oder vertraut Ihr einfach der „objektiven Berichterstattung“ und denen, die sich daraus 1:1 ihre Meinung bilden und die selbstverständlich keine Eigeninteressen verfolgen?
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Natürlich war der Prozess unfair! Wieso sollte er fair gewesen sein? Janukowitsch, Tomischenko, Chodorkowski und wie sie alle heißen sind in erster Linie Kleptokraten und keine Menschen wie du und ich.
Apropos: Als Mensch und Krankenpfleger gilt mein Mitgefühl den Ukrainern, die ihre möglicherweise noch schlimmeren Leiden nicht mal eben in der Charité behandeln lassen können. Das meine ich Ernst!
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@ Olaf: Nun ja, wenn man der „objektiven Berichterstattung“ grundsätzlich misstrauen würde und lediglich dann eine Haltung vertreten dürfte, wenn man persönlich vor Ort und involviert wäre, dann sähe es schon ganz schön trist aus in der weltweiten Diskussion zu allem Möglichen. Wer bitteschön weiß denn aus eigener Anschauung ob der Iran Atomwaffen entwickeln will oder ob die Fischbestände im Atlantik tatsächlich von riesigen Trawlern leergefischt werden? Wir äußern hier eben Meinungen. Meiner Meinung nach gut und wichtig.
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Die Monströsität des Unmenschlichen fängt immer bei den Personen an, bei denen ein Großteil der Bevölkerung sagt, es träfe da schon nicht den Falschen. Einfach einer Gruppe zugeteilt und fertig. Die kann man dann „Kleptokratie“ nennen oder „Milliardäre“ oder im Extremfall „Kulaken“.
Lukaschenko hat’s vorgemacht: Erst die „korrupten“ Politiker, dann alle anderen.
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Sicher gibt es da eine Schnittmenge hin zur grundlosen Vorverurteilung aber würdest du, wenn man Menschen der Gruppe der Diebe, Räuber oder Mörder zuordnet ebenfalls von der Monströsität des Unmenschlichen reden? Diese Leute, die in den 90’er Jahren in Osteuropa Milliardäre geworden sind konnten doch gar nicht anders als durch Verbrechen zu diesem Vermögen kommen. Also davon bin ich zumindest fest überzeugt.
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OK, das mit dem „unfair“ nehm ich zurück. Da offensichtlich nur ein Kleptokrat den anderen Kleptokraten eingebuchtet hat, kann man das durchaus als „fair“ bezeichnen.
Aber jetzt mal im Ernst: Wer in der Ukraine, eines der ärmsten Länder Europas, Multi-Milliardär ist, hat entweder im Lotto gewonnen (wovon wir wüssten!) oder einfach andere beraubt.
Ich bin kein „Übermensch“ wie Erich Mielke, der bekanntermaßen alle Menschen liebte. Meine Mitgefühl ist limitiert und gilt dann doch eher den Beraubten.
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