Traditionell
23. November 2023
„Wenn ich geh, dann so wie ich gekommen bin, wie ein Komet, der zweimal einschlägt.“ Wow! Ein Komet, der zweimal einschlägt, einmal wenn er kommt und einmal … wenn er geht? Mutige Zeilen. Das Lied von Udo Lindenberg und Apache 207 habe ich mir während einer Recherche zum Thema Antisemitismus angehört. Ich muss irgendwie auf Abwege geraten sein. So ist das manchmal, ist man im Internet unterwegs. Man kommt ganz woanders an. Fast so wie ein Komet, der zweimal, äh, einschlägt. Ausgangspunkt für meine Recherche war ein Zitat des Politikwissenschaftlers Alexander Straßner von der Universität Regensburg, der beim Qualitätsnachrichtenportal web.de sagte: „Selbstverständlich gibt es eine Tradition des linken Antisemitismus, gerade in Deutschland, der sich aus der Gegnerschaft zu den USA und der Abneigung gegenüber Kapitalismus und Imperialismus speist.“ Diese Aussage verwirrte mich. Antisemitismus, der sich aus der Abneigung gegenüber Kapitalismus und Imperialismus speist? Wer setzte sich denn für Alternativen zu Kapitalismus und Imperialismus ein? Die Antisemiten? „Daß so viele Juden im Lager des Kommunismus mittun, rührt von dem proletarischen Charakter des östlichen Judentums her.“ Dieses Zitat stammt von Kuno Waltemath, der seinen Artikel ‚Sozialismus, Kommunismus und Judentum‘ aus dem Jahre 1924 mit den Worten einleitete: „Eine neue Spielart des modernen Antisemitismus sieht überall die Zusammenhänge zwischen Sozialismus, Kommunismus und Judentum. Ihr sind beide Geistesrichtungen nichts wie jüdisches Gewächs, ein Ausfluss des jüdischen auf das Materialistische hindrängenden Verstandes, die ganze proletarische Bewegung ist nach ihr jüdisches Machwerk.“ Leo Trotzki, Ferdinand Lassalle, Rosa Luxemburg, Karl Marx. Sind die Juden an allem schuld, auch am Antisemitismus, dem modernen zumindest? Ist es das, was Herr Straßner von der Uni Regensburg sagen will?
Tipp für heute: Der Antisemitismus der „Mitte“ wird merkwürdigerweise kaum je erwähnt.
Kommentar schreiben