Man darf Wikipedia natürlich nicht alles glauben, aber…

18. Juni 2023

Gestern las ich beim ‚Berliner Bücherfest‘ auf dem Bebelplatz aus ‚Wie ich einmal lebte‘. Die Veranstaltung fand 90 Jahre nach der Bücherverbrennung durch die deutschen Faschisten statt. Wir waren gebeten worden, an diesem Tag „insbesondere jener Autorinnen und Autoren zu gedenken, deren Werk mit der Bücherverbrennung gänzlich in Vergessenheit geraten ist.“ Ausgewählt wurden 18 Texte, von denen sich die Auftretenden einen aussuchen konnten, um ihn im Anschluss an ihre Lesung vorzutragen. Regelrecht geschockt war ich, unter den vier Vorschlägen, die mir zugesandt wurden, den Namen Anna Seghers zu entdecken. Anna Seghers „in Vergessenheit geraten“? Sogar „gänzlich“? Musste schnell bei Wikipedia nachgucken und beruhigte mich ein wenig. Dort stand „Das siebte Kreuz – der Erfolg von Buch und Film machten Anna Seghers weltberühmt.“ Das auch von mir geschätzte Buch war 1944 in den USA verfilmt worden. Ich wählte also lieber eine Anekdote des 1865 in Inowroclaw/Hohensalza geborenen und 1946 in Casablanca gestorbenen jüdischen Schriftstellers und Buchhändlers Heinrich Kurtzig, der bis zu seiner Emigration in Berlin lebte. Dabei wäre es sicher schön gewesen, eines fernen Tages im weltweiten Netz lesen zu dürfen: ‚Anna Seghers, deren Werk durch die Rezitation eines gänzlich in Vergessenheit geratenen Autors beim ‚Berliner Bücherfest‘ im Jahre 2023 vor der Vergessenheit bewahrt werden konnte, ist heute wieder jedem Menschen auf der ganzen Welt ein Begriff.‘ Na, fast jedem, wir wollen nicht übertreiben.

Heute: Berlin, FIT-Tankstelle, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne M. Riedel, Heiko Werning, Spider, Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, sowie den Superstargästen Franziska Hauser (Ex-Burgschreiberin von Beeskow) und Paul Geigerzähler (Geige-Gesang-Punk!)

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