Es könnte doch alles so einfach sein
14. Mai 2023
Ich kann das Reisen per Eisenbahn nur wärmstens empfehlen. Klar, gibt es ab und zu mal unangenehme Erlebnisse, zum Beispiel, äh.., gerade fallen mir gar keine ein, auf jeden Fall aber lernt man immer wieder interessante Menschen kennen. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag fuhr ich von Halle an der Saale mit dem Zürcher Nachtzug nach Leipzig an der Pleiße und von dort mit dem allerletzten Bummelzug nach Finsterwalde. In diesem unterwegs war auch ein Niederlausitzer Original. Ein korpulenter Herr, der jeder Ein- und Aussteigenden, der männlichen Variante ebenso, die Tür öffnete und fragte, wohin sie wollten. Er sagte auch die kommenden Stationen an und informierte die Reisenden, dass es früher gestattet war in Zügen zu rauchen und man die Fenster öffnen konnte. Dies tat er mit angerauchter Zigarette im Mundwinkel, die jedoch nicht brannte. Manchmal lief er durch die Reihen, fragte freundlich nach Geld. Niemand gab ihm welches. Schien er nicht schlimm zu finden. Als die Schaffnerin die Fahrkarten kontrollierte, zuckte er mit den Schultern. „Hab keine.“ Sie wies ihn darauf hin, dass sie nun ein erhöhtes Beförderungsentgelt verlangen müsse. Er antwortete: „60 Euro, oder?“ Sie: „Aber sie haben doch keine 60 Euro.“ Er: „Nein, 60 Euro, die habe ich nicht.“ Als wäre es eine Art Formel lief die Schaffnerin an ihm vorbei und beide gingen weiter ihrer Arbeit nach. Die Schaffnerin kontrollierte Fahrgäste, der Herr mit der Zigarette im Mundwinkel sagte die nächste Station an: „Finsterwalde, Niederlausitz.“ Ich musste raus. Er: „Und jetzt schön ins Bett, oder?“ Ich: „Richtig. Gute Weiterreise.“
Heute: Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne M. Riedel, Heiko Werning, Spider, Falko Hennig, Frank Sorge, Gott und mich, sowie der Super-Gaststar-Band ‚Formularh‘ (nur echt mit dem h am Ende!)
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