Hauptsache rund

27. Januar 2023

Der Abend gestern fing gut an. Ich hatte meine Korrekturarbeit am Roman fertig gestellt, dank der wunderbaren Hilfe des Computerexperten und Schriftstellerkollegen Jochen Reinecke, der mir das nicht mehr zu öffnende Dokument innerhalb von Bruchteilen von Sekunden (gefühlt) reparierte, einen Kanten (Brot von letztem Monat ist nicht hart, gar kein Brot, das ist hart) mit Butter und Salz in mich hinein geknuspert und machte mich kurz entschlossen auf den Weg, um mal wieder ordentlich einen zu löten. Musste einfach mal wieder sein. Ich bin sowieso immer viel zu vernünftig. Herr Gläser hatte geladen, in die 8mm-Bar, in der Schönhauser Allee, in der ich zuvor noch nie gewesen war. Etwas irritiert guckte ich schon aus der Wäsche, weil Eintritt gezahlt werden sollte, zwischen 8 und 10 Euro. Aber, was soll der Geiz, dachte ich, hier, ein Zehner, kauft euch ’n Eis. Das kleine Bier kostete dann 3,50 €, Berliner Pilsner, aus der grünen Flasche, Frechheit! Aber, nun ja, wahrscheinlich gibt es gleich noch `ne Show, die sich gewaschen hat, freute ich mich. Gab es dann auch. Auf der Leinwand zog eine Frau einen Geigenbogen über diverse elektronische Geräte. Es quietschte wie Hölle. Durchfallgeräusche und Gestampfe gesellten sich. Atonaler Lärm vom Feinsten. Dazu versuchte eine andere Frau ihren Kopf in einer Metallschale zu versenken. Der Jugend schien es zu gefallen. Sie wirkte interessiert. Wir dagegen verließen nach einer Viertelstunde das Etablissement, gingen in eine Spießer-Kneipe und tranken dort 58 (grob geschätzt) preußische Mass, wie ein 0,4 l-Glas in Bayern genannt wird, was uns ein Schwabe verriet. Der Abend endete also, wie er begann. Gut.

Tipp für heute: Den Doku-Zweiteiler ‚Berlin 1933 – Tagebuch einer Großstadt‘ auf Arte-Mediathek gucken.

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