Der besorgte Bürger spricht

14. September 2022

Was mir schon lange unangenehm aufstößt, ist dieses merkwürdige Verständnis in großen Teilen der Bundesrepublik Deutschland dafür, was nicht für Kinderaugen, viel mehr für die Augen von Heranwachsenden bestimmt sein sollte. Filme zum Beispiel, in denen Menschen nackt beim Liebesspiel zu sehen sind, werden mit Warnhinweisen versehen, die sich decken mit denen vor Horrorfilmen. Das Streicheln einer weiblichen Brust anzuschauen gilt als ähnlich kindeswohlgefährdend, als wenn zu sehen ist, wie ein brutaler Verbrecher mit der Motorsäge die Oma in Stücke schneidet. Einen erigierten Penis im Fernsehen zu zeigen ist noch immer vollkommen verboten. Ich wüsste nicht, welche Gewalttat im Fernsehen nicht gezeigt werden darf. Gibt es eine? Absurd auch, die Krimiflut, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ein Kind, welches dieses Land lediglich aus der Fernsehperspektive wahr nimmt, muss denken, draußen vor der Tür wird alle Nase lang jemand ermordet. Scheint aber niemanden groß zu stören. Ich plädiere übrigens nicht dafür, dass keine Gewalt in Fernsehfilmen mehr gezeigt werden dürfe, nur die unverhältnismäßige Gewichtung und die Gleichsetzung von etwas Schönem (Sex) mit etwas Furchtbarem (Gewalt), die finde ich, Achtung, sensible Gemüter aller Geschlechter bitte nicht weiter lesen, zum Kotzen.

Tipp für heute: Mir vorhalten, die lieben Kleinen könnten doch problemlos Pornos im Netz gucken.

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3 Kommentare zu “Der besorgte Bürger spricht”

  1. 01

    recht hast du, franz-josef degenhardt sang das übrigens schon um 1970 über eine zeit, in der töten gelehrt wurde und sex verboten war. die kids schauen kaum noch tv, und sie sind noch genauso verklemmt wie wir früher in der pubertät.
    aber irgendwas passiert: kennst du den tsech.kinderfilm „die tintenfische vom 3. stock“? meine enkelin war erstaunt, wie nackt die kinder spielten. es gibt eine prüderie und gleichzeitig eine unangebrachte tabulosigkeit, finde ich bedenklich.

    roswitha am 14. September 2022 um 20:30
  2. 02

    ‚Die Tintenfische vom 3. Stock‘, nein, kenne ich nicht, aber sehr schöner Titel. Die „unangebrachte Tabulosigkeit“ verstehe ich nicht ganz. Sind damit Schimpfworte gemeint?

    Ahne am 15. September 2022 um 08:41
  3. 03

    nein, ich meine die sexistische darstellungen zu werbezwecken, z.b., oder frauen als sexobjekte zur werbung für z.b. autos, bier…, da ist alles erlaubt. die tintenfische -filme sind für mich ein zeitdokument.

    roswitha am 15. September 2022 um 15:19

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