Corona-Tagebuch 614
16. April 2022
Die zweite Staffel der französischen Serie ‚In Therapie‘ (Arte-Mediathek) zieht mich in ihren Bann. Während Staffel 1 vor dem Hintergrund der islamistischen Anschläge in Frankreich spielte, finden die psychotherapeutischen Praxis-Gespräche der zweiten Staffel nach dem ersten Lockdown statt. Hatte bisher noch nicht erlebt, dass sich auf relevante Art mit den Auswirkungen der Pandemie und der Maßnahmen filmisch beschäftigt wurde. Spannend. Auch wenn, wie schon bei den islamistischen Anschlägen, die aktuelle Lage für die Probleme der Personen der Serie nicht unbedingt ursächlich ist. Ausgelesen habe ich Heinz Strunks ‚Die Zunge Europa‘. Leider. Benötige jetzt andere Lektüre. Auf meinem Nachttisch, merkwürdiges Wort, als gäbe es auch einen ‚Tagtisch‘, stapeln sich angefangene Bücher. Keine Lust. Zum heutigen ‚Kantinenlesen‘ sollen wir noch immer frisch getestet kommen. Mir ist unwohl, dazu beizutragen, den Müllberg dieser Testutensilien höher und höher werden zu lassen, trotzdem werde ich es wohl tun. Österreich schafft die Maskenpflicht in Innenräumen wieder weitgehend ab. Nur in Lebensmittelgeschäften, dem ÖPNV, Krankenhäusern und Pflegeheimen muss sie noch getragen werden, außerdem fällt die 3G-Regel für Veranstaltungen, Clubs und Bars sowie in Wien die 2G-Regel für die Gastronomie. Hongkong lockert auch. Restaurants dürfen bis 21 Uhr öffnen, Kinos, Fitnessstudios und Schönheitssalons bei halber Auslastung. Nur Bars und Kneipen bleiben zu. Inzwischen meldet die ehemalige Kronkolonie über 9.000 Covid-19-Tote, fast doppelt so viele wie China, wo trotz 20.000 täglicher Neuinfektionen in Shanghai niemand mehr an der Seuche zu sterben scheint. In Deutschland sinkt die 7-Tage-Inzidenz unter 900 und die Mehrheit der Bevölkerung möchte, laut ARD/ZDF-Deutschlandtrend, der Ukraine im Kampf gegen den Aggressor, die russische Armee, künftig schwere Waffen liefern. Während einer Folge der ZDF-Talkshow ‚Markus Lanz‘, erklärte Florence Gaub, deutsch-französische Politikwissenschaftlerin und stellvertretende Direktorin des Instituts der Europäischen Union für Sicherheitsstudien: „Ich glaube, wir dürfen nicht vergessen, dass, auch wenn Russen europäisch aussehen, dass es keine Europäer sind, jetzt im kulturellen Sinne, (sie d.A.) einen anderen Bezug zu Gewalt haben, einen anderen Bezug zu Tod haben“. Mich erinnern solch völkische Phrasen ja an übelste Kapitel deutscher Geschichte. Ich hielte es für dringend geboten, der Frau zumindest ihren Job als Lehrbeauftragte am Historischen Institut der Universität Potsdam zu entziehen. Es sei denn natürlich, sie sagt, es habe sich um einen Scherz gehandelt. Ha ha ha.
Heute: Berlin, Alte Kantine, 20 Uhr: Kantinenlesen mit u.a. mich
und morgen, Sonntag, 16.04.
Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne Riedel, Falko Hennig, Spider, Gott und mich, sowie den Superstargästinnen Jacinta Nandi (schlechteste Hausfrau der Welt) und Ani Malin (Sängerin)
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