Corona-Tagebuch 611
10. April 2022
Ich bin vielleicht eine Pfeife. Heute spielt mein Lieblingsverein im Sportforum Hohenschönhausen gegen Jena und ich bleib daheim. Dabei geht es um den Aufstieg in die dritte Liga. Hab mir allerdings gute Ausreden zurechtgelegt. Ausrede eins: Ich war in der Saison noch nie (oder einmal?) live dabei und ausgerechnet jetzt scheint es was zu werden, mit dem Aufstieg, den will ich durch mein Erscheinen nicht vermasseln. Ausrede zwei: Müsste direkt nach Abpfiff losrennen, um pünktlich uff Arbeit zu sein, bei der Reformbühne. Selbst 2 Minuten Nachspielzeit wären eine Katastrophe! Ausrede drei: Krieg in der Ukraine, Corona, Wetter. Drei ist geballt das absolute Totschlagargument. Bin also vorbereitet. Am Sonnabend biegt in der Kaufhalle doch eine Frau in die Regalreihe für Backzutaten, wo ich mich ebenfalls befinde, entdeckt dort mehrere Paletten Weizenmehl und spricht resignierend zu sich selbst: „Da war nun das ganze Hamstern völlich umsonst.“ Ich nehme sie in den Arm und biete ihr ein Taschentuch an. Hab ich zwar nicht getan, hätte ich aber ruhig mal tun können. Erstmals seit Oktober 2021 meldet die Intensivmedizinervereinigung DIVI weniger als 2.000 Corona-Patienten auf deutschen Krankenhaus-Intensivstationen, genau 1.991. Im Dezember 2021 waren es trotz deutlich geringerer Inzidenz noch mehr als 4.900. Ärzteverbände schlagen trotzdem Alarm, weil in 6 von 10 Kliniken die Pflegepersonaluntergrenzen aufgrund von Personalausfällen unterschritten würden, 3 von 10 Kliniken müssten Patientinnen in andere Kliniken verlegen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums hat Deutschland noch 77 Millionen Dosen Corona-Impfstoff vorrätig. 10 Millionen der Dosen erreichen Ende Juni ihr Verfallsdatum. Täglich wurden zuletzt noch einige Zehntausend Dosen verimpft. Der Sprecher des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jakob Maske, warnt: „Es ist zu erwarten, dass spätestens im Herbst eine nächste Corona-Welle einsetzt und erneut zu zahlreichen Erkrankungen führt.“ Denke, mit der Vorhersage lehnt er sich nicht allzu weit aus dem Fenster. Die Frage ist doch, wie schwer werden die Erkrankungen dann sein? Über 985.000 Covid-19-Tote verzeichnen die USA. Wegen Salmonellen-Gefahr ruft momentan der Süßigkeiten-Konzern Ferrero unter anderem Schokoladen-Adventskalender zurück, die ein Haltbarkeitsdatum bis 20. April 2022 haben. Frage mich ja ehrlich gesagt, wie viele dieser Adventskalender noch im Umlauf sind, also gefüllte, mit Schokolade. Gibt es vielleicht Menschen, die sich solche Kalender für das ganze Jahr kaufen? Gute Idee, im Prinzip. Hat man jeden Tag was, auf das man sich freuen kann, zumindest bis zum 24. des Monats.
Heute: Berlin, Schankwirtschaft Baiz, 19 Uhr: Reformbühne Heim & Welt mit Susanne Riedel, Frank Sorge, Falko Hennig, Gott und mich, sowie dem phantastischen Superstargast aus Leipzig Torsten Torsten (Tocotronic auf Zuckerwatte)
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