Briefe, die einem das Leben versüßen
24. März 2011
Schön, dass ich heute endlich wieder Post erhalten habe und nicht mal so ’ne blöde Rechnung oder Penisverlängerungsangebote sondern gleich eine Einladung und zwar von der Diamona & Harnisch Berlin Development GmbH, die bei mir um die Ecke die wahnsinnig schönen Choriner Höfe baut. Diamona & Harnisch laden darin alle Anwohner, wegen der bevorstehenden Fertigstellung ihres Bauprojektes, am Sonntag, dem 27.03. ab 11 Uhr zu einem „Frühjahrsempfang mit Champagner und kleinen Überraschungen“ ein. Im beiliegenden Schreiben bedanken sie sich für unser „Verständnis für die Baumaßnahmen“, die „Staub- und Lärmbelästigungen“ und hoffen, dass wir uns mit ihnen freuen über „die außergewöhnliche Architektur und die hochqualifizierten und kaufkräftigen Eigentümer und Eigentümerinnen aus dem In- und Ausland“, welche in Zukunft unser „Viertel aufwerten“. Sie wollen schon bald in der Nachbarschaft „unansehnliche Gebäude“ erwerben, die nicht mehr „in das neue, gehobene Erscheinungsbild unserer Straße“ passen und „stilgerecht“ sanieren. Sie stehen auch zu ihrer „sozialen Verantwortung“ und möchten „sozial schwächer gestellten Menschen“ künftig „qualifizierte Arbeitsplätze in den Bereichen Security, Facility Management, Gastronomie, Grünanlagenpflege und Housekeeping“ zur Verfügung stellen, damit sie nicht mit dem „zwangsläufig höheren Mietzins“ allein gelassen werden. Außerdem haben Diamona & Harnisch „eine Kinderspielplatzinitiative gegründet“, deren Ziel es ist, dass „ein sicherer und abgeschirmter Spielplatz auf dem Areal des Teutoburger Platzes, exklusiv für die Mitglieder der Initiative“ entsteht. Ihr Brief endet mit den Worten: „Wir freuen uns auf Sie!“ Und ich mich erst, und ich mich erst.
Heute: Brandenburg/Havel, Galerie Sonnensegel, 17 Uhr: Ausstellungseröffnung von ATAK mit Bildern, Schmalzbroten und einem kleinen Kulturprogramm von mich
15 Kommentare zu “Briefe, die einem das Leben versüßen”
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du freust dich völlich zu recht! ich wünschte, mein leben würde auch so aufgewertet.
02
Der Brief ist doch Schmuh.
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Hier ein Link dazu:
http://gentrificationblog.wordpress.com/
04
in hamburg haben die sowas auch: http://www.yuppiesgegengentrification.de/
05
Hey Ahne,
Und ich wundere mich schon, wo meine ganze Nachbarschaft hin ist. Alles hochqualifizierte „Facility Manager“. Überqualifiziert. Für den Wald.
Ich tröste mich mit Bärlauch. Du auch?
Grüße ausm Wald
06
Äh, ich hab es jetzt zum dritten Mal gelesen, und auch meiner Gattin gezeigt. Wir fragen uns: Sind die Zitate wirklich wirklich Zitate, zum Beispiel das mit dem Teute und der Initiative?
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Schmalzbrote! Selbstgemachte? Wars lecker? Gibts ja auch nicht mehr.
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@ Matze: Ick fress schon seit Tagen nüscht andiret mehr.
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@ Thorsten: Sind alles Zitate. Aber wohl, wenn ich mir einige andere Kommentare hier so durchlese, Zitate ungewisser Autoren.
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@ Sonne: Schmalzbrote gab es leider nicht, dafür aber habe ich mir anschließend bei einer Lesung des Fraunhofer-Institutes im gentrifizierten Kreuzberg eine undefinierbare Reispampe mit Bläschen obendrauf schmecken lassen.
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was sacht den Jott dazu, der wohnt doch och in der Nähe, oda?
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@ Edward: Der ist sprachlos, vorerst.
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Die beste Schmalzbrote gibt es hier:
http://www.kneipepur.de/braeuhaus_kneipepur.htm
und nicht nur das
in Plaue hinter Brandenburg an der Havel. Eines Ausfluges Wert.
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Heute im Tagesspiegel steht, dass diejenigen, die den Flyer geschrieben haben, mit ner Klage rechnen müssen. Wer glaubt denn auch daran, dass so Luxuswohnungenbauer ne soziale Ader haben…
http://www.tagesspiegel.de/berlin/gefaelschte-flyer-gegen-luxus-wohnprojekt/3978454.html
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@ der Grit: Na die vom Autohaus.
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