Corona-Tagebuch 589

10. März 2022

Denkwürdiger Tag. Putin möchte plötzlich nicht mehr die Regierung in der Ukraine stürzen. Der ukrainische Präsident Selenskyj kann sich vorstellen die Separatistenrepubliken anzuerkennen, über den Status der Krim zu verhandeln und eine künftig „neutrale“ Ukraine. Heute treffen sich die Außenminister. Falls Putin mit jenen Ergebnissen den Krieg beendet, hätte er in seinem Sinne alles richtig gemacht, was für die Zukunft nichts Gutes bedeuten würde. Und Selenskyj wäre bei vielen seiner Landsleute sicher untendurch, was auch nichts Gutes bedeuten würde. Doch wer bin ich, zu urteilen? Was würde ich denn tun? Jeder weitere Kriegstag bringt zusätzliche Opfer. Denkwürdig der Tag auch in Corona-Fragen. Plötzlich soll die Maskenpflicht in Innenräumen auch in Deutschland schon am 20. März enden, neben den anderen „tiefgreifenden“ Regeln. Dann können Bundesländer bei Bedarf eigene Maßnahmen ergreifen. Bleiben soll die Maskenpflicht nur in Fernzügen, Flugzeugen, Krankenhäusern und Altenheimen. Und das wird ausgerechnet an einem Tag verkündet, wo die Zahl der Neuinfektionen hierzulande auf den höchsten Stand seit Beginn der Pandemie gestiegen ist. Und den Medien ist das lediglich eine Randnotiz wert. Seltsam. Aber vielleicht auch gut. Lernen wir nun mit der Seuche zu leben? Tschechien hebt bereits Montag die Maskenpflicht in Innenräumen auf. In Rumänien gibt es gar keine Corona-Maßnahmen mehr. Was Krankenhäuser betrifft, plant das Gesundheitsministerium dort eigene Restriktionen. Österreich hat die im Februar eingeführte und ab 15. März mit Geldbußen zu ahndende Impfpflicht ausgesetzt. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler gab an, sie sei bei der vorherrschenden Omikron-Variante nicht verhältnismäßig. Und dies war im Februar anders? Im Juni wird entschieden, wie es weiter geht. Rekorde an Neuinfektionen melden Österreich, 47.795, Deutschland, 262.752 und Südkorea, 342.427 Fälle am Tag. In Andorra und Dänemark sind mehr als die Hälfte der Bevölkerung mittlerweile offiziell als infiziert gewesen registriert. China gab landesweit heute 402 lokale Neuinfektionen bekannt, so viele, wie seit dem Ausbruch in Wuhan vor über zwei Jahren nicht mehr. Und was macht eigentlich Anders Tegnell? Der schwedische Staatsepidemiologe, der den schwedischen Sonderweg ohne strenge Corona-Maßnahmen propagierte, beendet seine Tätigkeit am 14. März und wechselt zur Weltgesundheitsorganisation WHO, wo er leitender Koordinationsexperte wird. 800 Covid-19-Tote verzeichnet aktuell Tansania, 1.000 Luxemburg, über 4.000 der Sudan, über 5.000 Dänemark, über 125.000 Deutschland, über 320.000 Mexiko, über 350.000 Russland. Einen Satz, der „emotional Gänsehaut auslöste“ nennt die, nun ja, Nachrichtenredaktion von web.de, den Ausspruch unseres ehemaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck zu solidarischen Energieeinsparungen für die Ukraine: „Wir können auch mal frieren für die Freiheit“. Mir sträuben sich bei so viel Pathos ja zusätzlich noch die Nackenhaare. Ach, und wer ist mit „Wir“ eigentlich gemeint? Das Volk der einig Deutschen?

Tipp für heute: Dem Obdachlosen vor der Tür diesen Satz besser nicht sagen.

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