Corona-Tagebuch 572

18. Februar 2022

Im Bett gelegen und dem Sturm zugehört. Den gestrigen Tag. Muss man mal gemacht haben. Nicht dass, am Ende des Lebens, traurig resümiert werden muss: „Nie lag ich im Bett und hörte dem Sturm zu.“ Tauschte mich Mittwoch in Frankfurt/Oder mit Bühnen-Kollegen aus. Fast alle haben zu kämpfen. Auftritte werden abgesagt, sind schlecht besucht, kommen gar nicht erst zustande. Manche arbeiten nebenbei in anderen Berufen oder bekommen Rente. Fast niemand klagt. Den Optimismus, den Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) an den Tag legt, wenn sie nach beschlossenem Drei-Stufen-Plan ausruft: „Endlich gibt es für den gesamten Kulturbereich eine klare Perspektive“, teilt allerdings kaum jemand. Roth verspricht, mit dem 20. März kehre der Normalbetrieb in kulturelle Einrichtungen zurück. Aha? Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD): „Aus der Winterruhe wird so Schritt für Schritt ein Frühlingserwachen.“ Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) klingt nicht ganz so euphorisch: „Wir sind noch nicht wirklich in sicheren Gewässern.“ Und Biontech-Gründer Ugur Sahin: „Wir müssen uns halt damit abfinden, dass wir die nächsten 10 Jahre mit dem Virus leben müssen.“ Sahin plant die Auslieferung eines auf Omikron zugeschnittenen Impfstoffs für April oder Mai. Konkurrent Moderna will im August den „Omikron-Booster“ liefern. War nicht versprochen worden, bei neuen Varianten könne der Impfstoff binnen eines Monats angepasst werden? Die Schweiz hebt, bis auf Maskenpflicht in öffentlichen Gebäuden und Verkehrsmitteln sowie die Isolationspflicht positiv Getesteter, alle Corona-Maßnahmen auf. Österreich tut dies am 5. März. Portugal schafft die G-Regeln bei Veranstaltungen, ebenso wie Kontaktbeschränkungen im öffentlichen Raum ab. Frankreich öffnet Clubs und Diskotheken, ohne Besucherbegrenzung und Maskenpflicht. Und in den Fernzügen darf wieder gegessen werden. Hurra! Israel verzichtet wegen stetigen Rückgangs schwerer Covid-Verläufe auf Nutzung des digitalen Impfpasses. Vorläufig. Auch Südkorea „lockert“. Cafes und Restaurants dürfen eine Stunde länger öffnen, bis 22 Uhr. Und Japan lässt ab 1. März, statt 3.500, 5.000 Menschen ins Land, pro Tag, keine Touristen allerdings, nur Wissenschaftlerinnen, Studierende und Geschäftsleute. Hongkong will dagegen mindestens 10.000 Hotelräume anmieten, um Infizierte ohne oder mit leichten Symptomen dort isolieren zu können. Rekorde an Neuinfektionen melden Brunei, 2.015, Hongkong, 6.116 (gestern) und Südkorea, 109.828 Fälle am Tag. Über 600 Covid-19-Tote verzeichnet Laos, über 800 Zypern, über 25.000 Griechenland, über 160.000 Großbritannien, über 335.000 Russland, über 510.000 Indien, über 930.000 die USA. Festgenommen hat die kanadische Polizei zwei Organisatoren der Trucker-Blockaden in Ottawa. Schließen muss im brandenburgischen Dahme/Mark das Testzentrum, weil ehrenamtliche Helfer wegen Pöbeleien dort nicht mehr arbeiten wollen. Und trotzdem gibt es Grund zum Schmunzeln. Wenn web.de zum Beispiel mit einer Schlagzeile aufwartet wie: „Unterschied zur Delta-Variante – Was in Klinken jetzt anders ist?“ Ha, so ein kleines i, oder? Nicht zu unterschätzen.

Tipp für heute: Noch mal kurz drüber gucken, was man überhaupt geschrieben hat.

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