Corona-Tagebuch 565
9. Februar 2022
Ich habe mich mit meiner Lektorin und dem Verlagschef getroffen, der mir noch mal riet, das Corona-Tagebuch endlich links liegen zu lassen und mich wirklich wichtigen Werken zu widmen. Hab geantwortet: „Ja, aber nein“ oder so ähnlich. Die Corona-Pandemie ist ja noch nicht zu Ende, jedenfalls nicht ganz, wenn ich jetzt aufhörte, würde ich es später vielleicht bereuen. Vielleicht auch nicht, das stimmt. Vielleicht ähnelt die Pandemie ja der Ölkrise in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts. Die galt ebenfalls als Zeitenwende und heute weiß kaum noch jemand, dass es sie überhaupt gab. Andererseits, hätte ich 1989 in der Wendezeit Tagebuch geschrieben, ich denke, ich täte es heute nicht bereuen. Ließ gestern in einem Lokal der Choriner Straße meine Impfbescheinigung abfotografieren, von der Bedienung, muss ich den Zettel nicht jedes Mal wieder mitbringen. Ist bestimmt verboten. Vielleicht ja aber nur noch bis morgen? Bremen hat heute 2G in der Gastronomie aufgehoben, Brandenburg 2G im Einzelhandel, Schleswig/Holstein gleich 2G und 3G, da gilt nur noch Maskenpflicht. Es ist komplett verwirrend. Jeden Tag ändern sich die Regeln. Bayern zum Beispiel streicht die Sperrstunde für die Gastronomie, Kneipen, Clubs und Diskotheken müssen jedoch geschlossen bleiben. Versteht kein Mensch. In Berlin können in geschlossenen Räumen künftig bis 4.000 Leute zusammen kommen, ab 2.001 Personen dürfen aber nur noch 30% der Kapazität genutzt werden und es gilt 2G plus Maskenpflicht. Eine Woche lang? Das Cottbuser Verwaltungsgericht hat das 14-tägige Verbot sämtlicher unangemeldeten Versammlungen für rechtswidrig erklärt. Italien hebt die Maskenpflicht im Freien auf. Polen verschiebt die Impfpflicht für „bestimmte“ Berufe auf „unbestimmte Zeit“. Österreich cancelt die Obergrenze für Veranstaltungen, Cancler, Verzeihung, Kanzler Karl Nehammer (ÖVP): „Omikron stellt im Gegensatz zu vorherigen Corona-Wellen derzeit keine Bedrohung für unser Gesundheitssystem dar.“ Die 7-Tage-Inzidenz beträgt dort rund 2.600, in Deutschland 1.450. Schweden beendet seine wenigen Beschränkungen. Auch bei Einreise ins Land muss weder Testergebnis noch Impfstatus mehr vorgewiesen werden. China dagegen verhängt über die Millionenstadt Baise einen strengen Lockdown, nach mehr als 100 Infektionen am Wochenende. Rekorde an Neuinfektionen melden Hongkong, 625 und Russland, 183.103 Fälle am Tag. Gestiegen ist die Hospitalisierungsrate in Deutschland auf 5,60, Ulrich Weigeldt, Chef des Hausärzteverbands kritisiert allerdings: „Wir wissen in der Regel nicht, wie viele der Hospitalisierten aufgrund ihrer Corona-Infektion eingeliefert wurden und bei wie vielen es sich um einen Nebenbefund handelt.“ Über 6.000 Covid-19-Tote verzeichnet Slowenien, über 8.000 Litauen, über 505.000 Indien. Nach fast zwei Jahren öffnet am Freitag wieder die christliche Wallfahrtsstätte im französischen Lourdes, wo Gläubige einen Felsen berühren und sich der Quelle des Wassers „nähern“ dürfen, dem Heilkräfte nachgesagt werden. Warum jene Heilkräfte ausgerechnet in Corona-Zeiten dem Volke verwehrt blieben? Bin ich da etwa einer ganz großen Verschwörung auf der Spur?
Tipp für heute: Wasser lässt sich übrigens auch gut trinken.
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