Corona-Tagebuch 544
17. Januar 2022
Gestern guckte ich mir die Reformbühne im Livestream an. Öffnete dazu zwei Bier. Schmeckte nicht, obwohl es sich um gutes tschechisches Bier handelte. Bin da irgendwie gestört. Kann nicht alleine saufen. Quälte mir die Plörre rein. Ob es daran lag, was ich zu sehen und hören bekam? Weiß nicht. Bin vielleicht zu kritisch, denke aber, wir müssten als Lesebühne mehr zum aktuellen Zeitgeschehen uns äußern, kontroverser sein, ruhig auch untereinander. Denke ich jetzt gerade. Und morgen? Morgen schreibe ich wieder einen albernen Text. Genüge doch selbst meinen Ansprüchen nicht. Das PCR-Testergebnis ist noch nicht da. Ab wann zählt eigentlich diese 7-Tages-Frist, nach der man sich freitesten kann? Ab Auftreten der Symptome? Ab Testung? Ab dem Erhalt des Testergebnisses? Mal nachgucken. Ab Auftreten der Symptome, aha. Zum Glück schreibe ich dieses Tagebuch hier, sonst wüsste ich nicht mehr wann das gewesen ist. Virologe Klaus Stöhr erwartet ja eine natürliche Immunisierung der Deutschen durch Impfung plus Ansteckung, so dass man nicht das vierte, fünfte, sechste oder siebte Mal boostern müsse. Stöhr: „Im Frühjahr, Sommer, dann wird es sehr entspannt.“ Was hat der denn genommen? Auch Kollege Christian Drosten hat keinen Bock mehr: „Wir können nicht auf Dauer alle paar Monate über eine Booster-Impfung den Immunschutz der ganzen Bevölkerung erhalten“ und „Das Virus muss sich verbreiten, aber eben auf Basis eines in der breiten Bevölkerung verankerten Impfschutzes.“ Vor Unterschätzung der Omikron-Variante warnt der Vorsitzende der Geschäftsführung der München Klinik gGmbH, Axel Fischer: „Ob der Verlauf immer milder ist, vor allem auch bei Ungeimpften, da bin ich mir noch nicht so sicher. Das sollten wir noch abwarten.“ Und wie lange? Kann man sich jemals „sicher“ sein, dass „der Verlauf immer milder ist“? Dänemark öffnet die Kultur- und Freizeiteinrichtungen wieder, bis auf Diskotheken. In der chinesischen Metropole Xi’an wird der Lockdown zumindest teilweise aufgehoben. Tausende demonstrierten in Amsterdam gegen den niederländischen Lockdown, Hunderte in Maltas Hauptstadt La Valetta gegen dortige Corona-Maßnahmen. Laut der Entwicklungsorganisation Oxfam verschärft die Pandemie die soziale Ungleichheit weiter. Die zehn reichsten Männer (es sind nur Männer!) der Erde haben zwischen März 2020 und November 2021 ihr Vermögen in etwa verdoppelt, während zu den 3,2 Milliarden Menschen, die bereits vor Corona in Armut lebten, 160 Millionen hinzu kamen. Mehr als 30 Länder setzt die deutsche Bundesregierung neu auf ihre Hochrisikogebiets-Liste, viele afrikanische und karibische, aber auch Österreich. Und: Für Schülerinnen und Schüler in Hamburg gelten seit heute strengere Regeln. Beim Sportunterricht in der Turnhalle müssen jetzt medizinische Masken getragen werden. Sportlehrerinnen und Sportlehrer wurden allerdings angewiesen, auf Übungen, bei denen das Herz-Kreislauf-System „in höherem Maße“ belastet wird, zu verzichten. Und stattdessen? Leistungskontrolle im Däumchendrehen? Im Achselzucken? Im Zwinkern?
Tipp für heute: Beherzt in die Trillerpfeife blasen. Aber bitte nicht zu beherzt!
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