Corona-Tagebuch 492

22. November 2021

Manche Dinge ändern sich auch in Pandemiezeiten nicht. Heute war wieder mal Zeit für ’s fröhliche Laubblasen. Ab 7 Uhr früh verseuchten orange bewestete Männer mit Lärm und Gestank die Umwelt unserer Straße. Bis 11 Uhr! Vier Stunden lang! Blätter wurden mit monströsen dieselbetriebenen Geräten auf dem Bürgersteig zusammen geblasen, danach vom Bürgersteig herunter geblasen, dann auf der Straße zusammen geblasen, dann endlich kam das Multicar-Auto der BSR um sie einzusaugen. Überlegte kurz, mit einem Besen bewaffnet hinunter zu eilen und den Männern zu zeigen, wie es schneller, effizienter, geräuschs- und geruchsärmer geht. Garantiert aber wissen die ganz genau, dass ihre Vorgehensweise schwachsinnig ist. Verantwortlich sind andere, an die man nicht herankommt. Schöne Reformbühne gestern, mit erwartbar wenig Publikum. Abgezählte 9 kamen in die Baiz, um uns zu sehen. Es scheint, wie man so hört, überall ähnlich zu sein. Die Menschen bleiben zuhause, auch ohne Lockdown. Wir bieten zwar einen Livestream, doch ersetzen tut der die Stimmung vor Ort nicht. Heute öffnen viele Weihnachtsmärkte in Berlin und Brandenburg. In der Haut derer, die da ihre Buden haben, möchte ich auch nicht stecken. Garantiert nagt die Unsicherheit an den Nerven und trotzdem soll fröhliche Stimmung verbreitet werden. 35.000 demonstrierten gestern in Brüssel gegen Corona-Maßnahmen. Es kam zu gewalttätigen Ausschreitungen. Auch in den Niederlanden gab es die dritte Nacht infolge Krawalle, unter anderem in Enschede und Groningen. 30 Menschen sind nach den Ausschreitungen in Rotterdam festgenommen worden. Frankreich schickt 50 Spezialkräfte der Polizei nach Guadeloupe, um, angesichts von Plünderungen im Anschluss an Proteste gegen Impfpflicht und Corona-Pass, die Lage dort in den Griff zu bekommen. Im Münsterland sind zwei Testzentren in Brand gesetzt worden. Der Präsident der sächsischen Landesärztekammer, Erik Bodendieck, zeichnet ein düsteres Bild von der Situation auf den Intensivstationen des Landes. Dort wären fast alle Betten belegt. Er appelliert an Krankenhäuser sich auf die Triage vorzubereiten. Neuseeland gibt seine Null-Covid-Strategie auf. Zum 3. Dezember werden einige Maßnahmen zurück genommen und ein dreistufiges Ampelsystem eingeführt, was, laut Ministerpräsidentin Jacinda Ahern, abhängig von Infektionszahlen und Impfquote sei. Wie die Nachrichtenagentur ‚Reuters‘ berichtet, hat die indische Regierung keinen Plan für Auffrischungsimpfungen. Sie gehe davon aus, dass viele Inder bereits eine natürliche Immunität durch die Infektion hätten und zwei Impfdosen ausreichenden Schutz böten, für ’s Erste. Einen Rekord an Neuinfektionen meldete die Slowakei, 12.935 Fälle am Tag (bereits gestern). Über 30.000 Covid-19-Tote verzeichnet Malaysia, über 75.000 die Türkei. Jens Spahn (CDU), amtierender deutscher Gesundheitsminister, bezeichnet den Impfstoff von Biontech als den „Mercedes“, den von Moderna als den „Rolls-Royce“ unter den Impfstoffen und ist sich außerdem sicher, dass hierzulande am Ende des Winters jeder entweder „geimpft, genesen oder gestorben“ sein wird. Jeder? Warum geht es nicht eine Nummer kleiner?

Tipp für heute: Herausfinden ob Astrazeneca nun der „Trabbi“ oder der „Saporoshez“ unter den Impfstoffen ist.

Allgemein | Kommentare

Kommentar schreiben

  •  
  •  
  •  

Verfolge neue Kommentare zu diesem Beitrag mit diesem Kommentar-Feed.

Kategorien