Corona-Tagebuch 337

25. Mai 2021

‚Die rechtschaffenen Mörder‘ von Ingo Schulze gelesen. Empfehlenswertes Buch. Allein der Sprachstil lohnt die Lektüre. Außerdem ist es inhaltlich höchst aktuell. Wie verhalten, wie entwickeln sich Intellektuelle, bürgerliche Intellektuelle, konservative Intellektuelle, wenn sie sich von der Gesellschaft nicht wertgeschätzt fühlen. Ein Buch, das keine Antworten gibt, ein Buch, das Einstellungen hinterfragt, ein Buch, von dem man dauernd denkt, man wüsste jetzt wohin die Reise geht und landet dann doch wieder woanders. Olaf Sundermeyer hat für den rbb das Ende der Querdenker prophezeit: „die Bewegung geht kraftlos ein“. Er tut dies mit Triumphgeheul, mit Häme: „Inzwischen sind die ersten Querdenker geimpft“. Vielleicht sollte er das Buch von Ingo Schulze mal lesen. Es ist, meiner Meinung nach, durchaus eine relevante Menge von Menschen, welche die Corona-Politik rundweg ablehnte oder ablehnt, wenn auch nicht „das Volk“ oder die Mehrheit, so sind es bestimmt 5%, die sich den Querdenkern verbunden fühlte oder fühlt. Und jene Bewegung geht vielleicht ein, aber die Menschen sind ja deshalb nicht weg. Ich halte es für gefährlich, sie lächerlich zu machen. Nach Behördenangaben hat Malta 70% der erwachsenen Bevölkerung mindestens einmal geimpft. Gesundheitsminister Chris Fearne: „Wir haben heute die Herdenimmunität erreicht.“ Als letzter Teil Großbritanniens öffnet Nordirland heute Innengastronomie, Hotels und Museen, an Veranstaltungen im Freien dürfen künftig bis zu 500 Leute teilnehmen. England führt in einigen Gebieten, wo die indische Variante B.1.617 sich verbreitet, wieder eine Abstandsregel von 2 m ein und ruft die Menschen auf ihre Bezirke nicht zu verlassen. Die USA erhöhen wegen der Ausbreitung des Coronavirus die Warnstufe vor Reisen nach Japan auf die Höchste, auf 4, zwei Monate vor den Olympischen Spielen. Über 800 Covid-19-Tote melden Botswana und Thailand, über 85.000 Kolumbien, über 305.000 Indien, über 590.000 die USA. Im Süßholzraspeln übt sich Markus Söder, Ministerpräsident von Bayern: „Die Coolsten in diesem Corona-Jahr waren die Schülerinnen und Schüler“ und spricht durch die Blume hindurch zu verantwortlichen Lehrerinnen und Lehrern dortiger Gymnasien: „Ich glaube zum Beispiel nicht, dass das Abi in diesem Jahr schlechter ausfallen wird.“ Na, dann wird es wohl auch nicht so sein, oder?

Tipp für heute: Bezeichnet der Ministerpräsident einen als cool, ist das nicht unbedingt ein Beweis dafür, dass man cool ist.

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