Corona-Tagebuch 323

10. Mai 2021

Nach der Reformbühne mit einigen Pannen, zeigte uns gestern ein Star, wie man es richtig macht. Im Hof des Weddinger Echsenstudios hatte es sich ein Waschbär auf einem Mäuerchen bequem gemacht und verharrte dort einfach, wie viele Menschen auch immer ihm nahe kamen, ihn fotografierten, ihn filmten. Gelassenheit, das Geheimnis des Erfolgs. Natürlich wurde fleißig spekuliert, warum er nicht Reißaus nahm, „Rattengift gefressen“, „wird als Haustier gehalten“. Ich denke, er ist schlicht nur schlau, wusste, von uns droht keine Gefahr. ‚Lenor‘, einen Namen hat er bereits, nach Auskunft der Nachbarin. Die vermutete, dass er auf dem Dachboden schlafen würde, denn, Zitat: „Der Dachboden bei uns ist ja immer noch wie Zweiter Weltkrieg.“ Gewagter Vergleich. Aber gut, sie ist keine Sportreporterin. Dennis Aogo, Sky-Fußballexperte, hatte vor ein paar Tagen im Fernsehen vom „Trainieren bis zum Vergasen“ gesprochen und wurde dafür beurlaubt. Mittlerweile entschuldigte er sich: „Dieses Wort darf man selbstverständlich in überhaupt keinem Zusammenhang verwenden.“ Womit er unfreiwilligerweise auf das Problem der Wörterjagd hinwies, denn natürlich darf und muss man das Wort „Vergasen“ verwenden, wenn es um die Verbrechen der Nazis geht, zum Beispiel. Nur sein Vergleich ist zynisch und nebenbei komplett sinnlos, warum sollte man trainieren, bis man erstickt? Ich kenne diese Redewendung ebenfalls, aus meiner Kindheit, wo sie häufig benutzt wurde, was mich schon damals anekelte. Geht wohl auf den 1. Weltkrieg zurück, wo Offiziere das „Kämpfen bis zur Vergasung“ forderten. In fast ganz Europa sinken jetzt die Infektionszahlen. Die Impfquote wächst, auch Mediziner und Wissenschaftler geben sich vorsichtig optimistisch. Die britische Regierung will „vertraute Kontakte“ wie Umarmungen und Küsse bei Begrüßungen und Abschieden wieder erlauben, ab 17. Mai, so kündigte es Staatsminister Michael Gove an. Tunesien dagegen verhängt einen einwöchigen Lockdown. Moscheen, Märkte und die meisten Geschäfte schließen, öffentliche Zusammenkünfte und private Feiern werden verboten, die nächtliche Ausgangssperre gilt bereits ab 19 Uhr. Laos meldet als letzter Flächenstaat der Erde, Turkmenistan und Nordkorea senden der Johns-Hopkins-Universität keine Daten, das erste Covid-19-Todesopfer, über 500 verzeichnet Mali, über 800 Sri Lanka, über 70.000 Polen, über 245.000 Indien. Nordrhein/Westfalen möchte diese Woche so genannte ‚Lolli-Tests‘ bei Grund- und Sonderschülern einführen. Dabei müssen Kinder 30 Sekunden lang an einem Abstrichtupfer lutschen. Und uns Erwachsenen ist es weiterhin verboten 20 Minuten vor dem Test ein Eis zu essen! Voll erwachsenenfeindlich, irgendwie.

Tipp für heute: Am besten schmeckt Vanille und Erdbeer und Schoko.

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