Corona-Tagebuch 309

26. April 2021

Gespenstisch die Atmosphäre am Rosenthaler Platz, auf meinem gestrigen Heimweg von der Reformbühne. Kurz vor Mitternacht waren die Straßen noch leerer als im Frühling oder November letzten Jahres. Ab und zu fuhr ein Auto, sonst kündeten lediglich hell erleuchtete Fenster von Leben. Gut merken, diese Eindrücke, nahm ich mir vor. Wird alles wieder hochgefahren, wie schnell vergessen (oder verdrängen?) wir so etwas. Worüber ich in letzter Zeit oft nachdenke, was möglich ist, wie viele Branchen und Menschen alimentiert werden können, über lange Zeit, ohne dass alles zusammenbricht. Welches Potenzial gäbe es in pandemiefreier Zeit, um das Dasein der meisten Menschen schöner zu gestalten. Weniger Wochenarbeitszeit, niedrigeres Rentenalter, flexiblere Möglichkeiten der Lebensplanung und das international. Naiv? Bestimmt erzählt man bald wieder, was alles nicht bezahlbar sei, so wie es vorher erzählt wurde und dann kam Corona und plötzlich ging so einiges. In vielen Regionen Italiens öffnen seit heute Restaurants, Bars und Kulturstätten wieder, in Wales die Außenbereiche der Gastronomie, in Schottland auch die Innenbereiche, sowie sämtliche Geschäfte, Fitnessstudios und Schwimmbäder. Irland öffnet Zoos und Sportplätze, Kinder und Jugendliche dürfen wieder in Gruppen bis 15 Personen gemeinsam trainieren. In Melbourne fand gestern ein Australian-Football-Spiel vor 78.113 Fans statt, die größte Zuschauerzahl seit Beginn der Pandemie. Und ich weiß nicht mal, was Australian-Football eigentlich ist. Den fünften Tag infolge meldet Indien Rekorde bei den Neuinfektionen, 352.991. EU-weit gibt es immer noch keinen Stopp der Flugverbindungen dorthin. Da nützt es nicht viel, verbieten die Niederlande Passagierflüge aus Indien, beschränkt Italien Einreisen aus Indien, zumindest für Ausländer. Wird eben über Paris geflogen. Auch nach einem Jahr Pandemie scheint man in Europa nicht viel vom Virus gelernt zu haben. Zumindest gibt es mehr Solidarität. Sowohl die USA, als auch die EU und Großbritannien wollen Indien Beatmungsgeräte und andere Hilfe zukommen lassen. Angela Merkel: „Deutschland steht Seite an Seite in Solidarität mit Indien. Wir bereiten so schnell wie möglich eine Unterstützungsmission vor.“ Neue Höchstwerte täglicher Corona-Todesopfer melden Indien, 2.812 und Brasilien, 3.076. Moskau möchte Impfskeptiker mit einem Gutschein in Höhe von 1.000 Rubel (circa 11 €) von der Immunisierung überzeugen. Über 60-Jährige können jene in ausgewählten Geschäften, Apotheken und Cafes dann einlösen, so Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin. Über 10.000 Covid-19-Tote verzeichnet Griechenland, über 195.000 Indien, über 390.000 Brasilien. Der wegen Vordrängelns beim Impfen für 10 Jahre von allen Ämtern gesperrte Ex-Präsident Perus, Martin Vizcarra, ist ebenso wie seine Ehefrau an Covid-19 erkrankt. Beide erhielten Ende 2020 zwei Impfungen des chinesischen Vakzins von Sinopharm.

Tipp für heute: Leere Straßen fotografieren.

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2 Kommentare zu “Corona-Tagebuch 309”

  1. 01

    Lieber Ahne, echt spitze dein Tagebuch. Gib nicht auf, du machst das wunderbar. Durch dich fühle ich mich auf dem laufenden gehalten. Leider habe ich deine Email Adresse verbummelt. Kannst du mir mal schreiben? Liebe Grüße vom Campingplatz

    Sofi am 26. April 2021 um 21:03
  2. 02

    Liebe Sofi, Danke und schreiben tu ich gleich.
    Liebe Grüße zum Campingplatz

    Ahne am 26. April 2021 um 21:24

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