Corona-Tagebuch 306
23. April 2021
Für ziemlichen Wirbel sorgt eine Internetaktion von 50 prominenten Schauspielern, Ulrich Tukur, Heike Makatsch, Jan-Josef Liefers, Meret Becker, Ulrike Folkerts etc., die unter den Hashtags #allesdichtmachen, #niewiederaufmachen und #lockdownfürimmer ironisch-satirische Clips auf Instagram und youtube mit persönlichen Statements zur Corona-Politik verbreiten. Beispielsweise fordert Ulrich Tukur die Bundesregierung auf: „Schließen sie ausnahmslos jede menschliche Wirkungsstätte und jeden Handelsplatz“ denn „sind wir erst am Leibe und nicht nur an der Seele verhungert und allesamt mausetot, entziehen wir auch dem Virus und seiner hinterhältigen Mutantenbagage die Lebensgrundlage.“ Binnen kurzer Zeit wurden jene Hashtags zu den am meisten Verwendeten bei Twitter in Deutschland. An Kritik mangelt es nicht. Schauspielerkollege Elyas M’Barek: „Mit Zynismus ist doch keinem geholfen.“ Christian Ulmen sieht sich an Verschwörungstheoretiker Ken Jebsen erinnert, Medienjournalist Stefan Niggemeier schreibt von „ekliger Ironie“. Beifall kommt von Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen, vom Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit und der AfD-Abgeordneten Joana Cotar: „Das ist intelligenter Protest.“ Ich schließe mich keinem der beiden Lager an. Was mich allerdings stört, es handelt sich, nach meiner Meinung, gar nicht um persönliche Statements. Die einzelnen Clips sind sich in Machart, Aussage, vor allem aber dem Humor so dermaßen ähnlich, dass ich denke, sie wurden für die Schauspielerinnen und Schauspieler geschrieben. Verschwörungstheorie? Mag sein. Vielleicht habe ich ja Unrecht, doch selbst bei unserer Lesebühne, deren Protagonisten seit Jahren gemeinsam dem ironischen Handwerk frönen, würde sich der Humor einzelner Beiträge deutlich unterscheiden. Schauspieler eben, die ihre Rollen gelernt haben. Nicht mehr, nicht weniger. Gemacht sind die Clips gut, bissig, in ihrer Aussage jedoch reichlich platt. Ob die Mitwirkenden sich jene Filmchen mal hintereinander reinzogen? Berlin gibt nun ebenfalls die Astrazeneca-Impfungen frei. Bin selbst noch unschlüssig. Großbritannien meldet 168 Fälle von Blutgerinnseln nach Impfungen mit dem Vakzin. 32 Menschen seien daran gestorben, allein 10 der Todesfälle ereigneten sich zwischen dem 5. und dem 14. April. Norwegen reicht seine Astrazeneca-Impfdosen an Island und Schweden weiter, so lange der Einsatz im Lande gestoppt ist. Andererseits, in Ungarn dürfen Geimpfte ab nächster Woche wieder Hotels, Restaurants, Kinos, Theater, Schwimmbäder und Sportveranstaltungen besuchen. 40% der Bevölkerung will man da nächste Woche geimpft haben. In Israel sind fast alle Erwachsenen über 16 bereits geimpft. Die Bundesnotbremse passierte gestern den Bundesrat, gilt ab Sonnabend. Einen Rekord an Neuinfektionen meldet Indien, 332.730 Fälle am Tag. Neue Höchstwerte täglicher Corona-Toter gibt es in Argentinien, 537 und in Indien, 2.263. Kanada stoppt den Passagierflugverkehr mit Indien und Pakistan für 30 Tage. Das erste Corona-Todesopfer überhaupt meldet der südpazifische Inselstaat Vanuatu. Über 900 Covid-19-Tote verzeichnet Finnland, über 5.000 Honduras, über 10.000 Österreich und auch Tunesien, über 70.000 Kolumbien, über 105.000 Russland, über 185.000 Indien, über 570.000 die USA. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) plant den Rest der Saison in 1. und 2. Bundesliga mit einer dreiwöchigen Gruppen-Quarantäne abzusichern. Spieler, Betreuer und Trainer sämtlicher 36 Vereine sollen sich nur noch zwischen Wohnung und Fußballplatz bewegen dürfen. Und das wird wie überwacht?
Tipp für heute: Sofort die Kinder vom Fußballtraining abmelden.
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