Corona-Tagebuch 286
3. April 2021
Immer beliebter wird es Bücher auf der Straße zu entsorgen. Man stellt sie in Kisten oder legt sie lose auf die Einbuchtungen der Kellerfenster. Handelte es sich früher eher um so genannte Trivialliteratur, Doktorromane oder Krimis, so findet man heutzutage nicht selten richtig gute Werke darunter. Kurz nach der Wende war das schon mal ähnlich. Wahrscheinlich versuchten die Leute belastende Literatur loszuwerden und da sie das Zeug nie gelesen hatten, was in ihren Regalen stand, musste eben alles dran glauben, Tucholsky und Brecht, Heinrich Heine und Ringelnatz. Ich fand damals mein Lieblingsbuch, was ich ausgeborgt und nicht zurück bekommen hatte und das als vergriffen galt, Alfred Kubin ‚Die andere Seite‘, in einem Schuttcontainer, neben Bestsellern von Marx, Engels und Lenin. Es war wie ein Wunder. Gestern nahm ich Jack Kerouac ‚Unterwegs‘ und William Kotzwinkle ‚Dr. Ratte‘ an mich. Der nächste Lockdown kann kommen. Im Brüsseler Park ‚Bois de la Cambre‘ kam es den zweiten Tag infolge zu Auseinandersetzungen von Hunderten Jugendlichen mit der Polizei. Die letzten Gruppen wurden abends mit Wasserwerfern, Pferden und Tränengas aus dem Park getrieben. Auch im schweizerischen Sankt Gallen protestierten Jugendliche gegen staatliche Corona-Maßnahmen. Polizisten wurden mit Molotow-Cocktails, Flaschen und „anderen Gegenständen“ attackiert. Laut der Zeitung ‚Tagblatt‘ hätten Beamte „aus Notwehr“ mit Gummischrot geschossen. Wegen strenger Corona-Maßnahmen verlassen die meisten der wenigen dort lebenden Ausländer die KDVR (Nordkorea). Nach Medienberichten sind an vielen diplomatischen Vertretungen, unter anderem Großbritanniens, Deutschlands und Frankreichs, bereits „Vorhängeschlösser“ angebracht. Lediglich 9 Botschafter und 4 Geschäftsträger sind für ihre Staaten noch vor Ort. Nordkorea hat alle Grenzen geschlossen. Offiziell gibt und gab es keinen einzigen Covid-19-Fall im Land. Die Philippinen, streng katholisch, haben sämtliche Ostergottesdienste verboten. Auch in Lateinamerika finden die meisten Osterprozessionen nicht statt, mit Ausnahme von Nikaragua, wo man die sandinistische Revolution mit dem Katholizismus versöhnen möchte und von Anfang an keine Maßnahmen gegen die Pandemie ergriff. China dagegen will die ganze Stadt Ruili, nach 16 Infektionen seit Dienstag, komplett durchimpfen, innerhalb von 5 Tagen. Argentiniens Präsident Alberto Fernandez ist eigenen Angaben zufolge positiv auf das Virus getestet worden, obwohl er vor Wochen bereits mit dem russischen Vakzin ‚Sputnik-V‘ geimpft wurde. Der Test war ein Antigen-Test, das PCR-Testergebnis steht noch aus. Rekorde an Neuinfektionen melden die Philippinen, 15.310 und die Türkei, 42.308 Fälle am Tag. Über 600 Covid-19-Tote verzeichnet Jamaika, über 7.000 Jordanien, über 110.000 Italien. Die US-Gesundheitsbehörde (CDC) hält das Reisen im In- und Ausland für Geimpfte wieder für unbedenklich. Sie sollten jedoch Maske tragen, Abstand halten und sich möglichst oft die Hände waschen.
Tipp für heute: Aber schön mit Seife!
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