Corona-Tagebuch 252
28. Februar 2021
‚Stern 111‘ von Lutz Seiler ausgelesen. Weiterhin zwiegespalten. Der Mann schreibt gut und die Geschichte ist interessant. Zu empfehlen besonders für Menschen, die Anfang der neunziger Jahre nicht in Ostberlin, vor allem nicht in Hausbesetzerkreisen verkehrten. Ich jedenfalls musste mich bemühen meine eigenen Erinnerungen auszublenden, was mir häufig nicht gelang und dann ärgerte ich mich, darüber, dass so vieles fehlte, was mir aus dieser Zeit und dem Milieu unverzichtbar erscheint, die Musik, Konzerte, Tanzen, der Alkohol, die Auseinandersetzungen mit Rechtsradikalen, politische Diskussionen, Demonstrationen, vor allem aber der Spaß, die Albernheit, die Unbeschwertheit. Ist wahrscheinlich normal. Wir Menschen sind verschieden und nehmen Zeiten anders wahr, selbst dann, wenn wir ein und dieselbe Zelle bewohnten. Seiler ist 5 Jahre älter, macht schon was aus. Werde ich mich nun wieder der eigenen Geschichte widmen? Die Autobiographie liegt unangetastet herum. Seit Wochen. Bin eigentlich auf der Zielgeraden, doch überwiegt der Pessimismus. Wird nichts. Ist scheiße. Schreibe so viel lieber kurze Sachen. In der Literatur aber wird die kurze Form gering geschätzt, zumindest in Deutschland. Je länger ein Text, je dicker ein Buch, desto besser. Man stelle sich dies in der Musik vor, oder der bildenden Kunst. Riesige Ölschinken. „Der Maler kann was.“ Hunderte Menschen haben in Dublin gegen die irischen Corona-Maßnahmen demonstriert. Dabei kam es zu Gewalt gegen Polizisten, als Protestierende versuchten, einen zentral gelegenen abgeriegelten Park zu erreichen. In Argentinien demonstrierten Tausende für eine gerechte Verteilung des Impfstoffs und gegen so genannte VIP-Impfungen. Die Regierung hatte zuvor eine Liste mit 70 Personen veröffentlicht, die bevorzugt geimpft worden waren, darunter der inzwischen zurück getretene 38-jährige Gesundheitsminister, Ex-Präsident Eduardo Duhalde, sowie dessen Frau und Kinder. Protestierende befestigten am Zaun des Regierungssitzes Attrappen von Leichensäcken mit den Namen der Geimpften. Todesstrafe für Impfvordrängler? Das Westjordanland geht wegen drastisch gestiegener Neuinfektionszahlen erneut in einen 12-tägigen Lockdown, ebenso die neuseeländische Metropole Auckland, nach einer einzigen Neuinfektion. Italien verschärft die Maßnahmen in fünf Regionen, wo neben Bars und Restaurants auch alle Geschäfte, bis auf Lebensmittelläden, schließen müssen. China liefert Brasilien Grundstoffe zur Herstellung von 12,2 Millionen Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs. Damit hofft das lateinamerikanische Land unabhängiger zu werden von ausländischen Anbietern und deren Engpässen. Die USA geben dem Johnson & Johnson-Impfstoff als Drittem die Notfallzulassung. Großbritannien stellt ab Montag Schnelltests für Schülerinnen und Schüler bereit. Über 70.000 Covid-19-Tote meldet Deutschland, über 185.000 Mexiko. Weil mehr als die Hälfte der 132 Häftlinge eines Gefängnisses in der südostbelgischen Stadt Namur positiv getestet wurden, wie auch 60 der 115 Mitarbeiter, ist die Haftanstalt jetzt unter Quarantäne gestellt worden. Die Häftlinge dürfen ihre Zellen nicht mehr verlassen, nicht mal unter die Dusche. Sie bekommen „Hygieneprodukte“ und eine warme Mahlzeit am Tag. Österreichs Bundeskanzler Kurz: „Ich setze mich dafür ein, dass wir in Europa einen grünen Pass zusammen bringen, wie es ihn in Israel gibt, am besten digital am Handy, wo jeder wieder alle Freiheit zurück bekommt, die wir so sehr schätzen.“
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