Corona-Tagebuch 247
23. Februar 2021
Am Wochenende gab es nicht nur eine tolle Reformbühne mit der grandiosen Krazy als Musikgast, von der wir, ich habe mein Vetrauen in den menschlichen Geschmack noch längst nicht begraben, sicher in Zukunft viel hören und lesen werden, sondern es war ja auch warm und sonnig und da gingen wir spazieren durch den Prenzlauer Berg und trafen Freunde, die wir lange nicht gesehen hatten und diese nun kamen mit ausgebreiteten Armen auf uns zu, wollten uns drücken, herzen, umarmen. Ich bin ehrlich, ich machte zwei Schritte zurück und gebot mit den Händen Abstand. Gelte nun garantiert als Spießer. Oder als Angsthase. Letzteres wäre mir lieber. Dabei habe ich eigentlich gar keine Angst, jedenfalls nicht davor mich zu infizieren. Davor die Infektion weiter zu geben allerdings schon. Meine Mutter hat ihren ersten Impftermin Anfang März, ich finde, ein wenig können wir noch durchhalten. Oder, sagen wir besser, ich, ich kann noch ein wenig durchhalten. Die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) schreibt übrigens in einem Positionspapier: „Im Freien finden so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel statt.“ Gilt wahrscheinlich nicht, sollte man Mund-zu-Mund-Beatmung ausüben. Immer wieder stelle ich mir vor, was wohl in der ‚Lindenstraße‘ los wäre, hätten mut- und kraftlose Verantwortliche der ARD diese Serie, die das Leben in der BRD wie keine andere wiederspiegelte, nicht geopfert um genügend Geld für andere „Events“ zu haben. Wer wäre der Querdenker gewesen, die Querdenkerin? Iffi? Ab kommender Woche dürfen in New York die Kinos wieder öffnen. Laut Premierminister Boris Johnson will England bis 21. Juni sämtliche Beschränkungen beenden. Sein „Chefmediziner“, Chris Witty, denkt etwas weiter. Er glaubt, das Virus werde das Land noch „einige Winter“ beschäftigen. Zwar würden Impfungen die Zahl der Neuinfektionen und Toten senken, man werde sie dadurch aber nicht komplett abschütteln können. Afghanistan und der Gaza-Streifen haben mit dem Impfen begonnen. Auch in Spanien sinken die Infektionszahlen jetzt deutlich. Italien verlängert das Reiseverbot zwischen den Regionen bis 27. März. Venezuela kehrt nach Lockerungen über die Karnevalszeit zu seiner Wechselstrategie zurück, die Präsident Nicolas Maduro „die beste Methode“ nennt. Eine Woche Shutdown, nur Apotheken, Lebensmittelläden und „essenzielle Geschäfte“ dürfen öffnen, dann eine freiere Woche, wo zahlreiche Betriebe und Geschäfte, Restaurants und Cafes aufhaben, dann wieder Shutdown undsoweiter. Was seine beratenden Virologinnen und Virologen wohl dazu sagen? Hört er auf die? Hat er welche? Staffeln sollen an den kommenden beiden Wochenenden in der südfranzösischen Region um Nizza Lebensmittelgeschäfte ihre Öffnungszeiten. Das tschechische Verfassungsgericht hat die Geschäftsschließungen vom 28.01. bis 14.02. rückblickend für nichtig erklärt, da die Maßnahmen ebenso wie die lange Liste von Ausnahmen unzureichend begründet wurden. Und nun? Verklagen will der niederländische Gastronomieverband wegen dortiger Maßnahmen, seit Mitte Oktober sind die Gaststätten geschlossen, die Regierung. Er fordert eine Öffnung „so schnell wie möglich“. Brauereien aus ganz Deutschland haben in einem Offenen Brief Bund und Länder um schnelle finanzielle Unterstützung gebeten. Nicht nur zahllose Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel sondern auch „ein unwiederbringlicher Teil unseres gesellschaftlichen Lebens und unserer vielfältigen Kultur“. Bis auf wenige Ausnahmen seien die 1.500 deutschen Brauereien bei den staatlichen Hilfsmaßnahmen bisher leer ausgegangen. Über 300 Covid-19-Tote melden Kuba und Botswana, über 1.000 Syrien, über 4.000 Honduras, über 5.000 Bosnien/Herzegowina, über 500.000 die USA. Ihr Präsident, Joe Biden, verkündete bei einer Ansprache in Gedenken an die vielen Opfer: „Dieses Land wird wieder lachen. Dieses Land wird wieder sonnige Tage haben. Dieses Land wird wieder Freude erfahren.“ Pathos, nicht so meins.
Tipp für heute: Schmalz gehört auf die Stulle.
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