Corona-Tagebuch 222
29. Januar 2021
Sollten sich die Voraussagen der Meteorologen bewahrheiten, müsste sich heute Nacht und morgen eine geschlossene Schneedecke in Berlin bilden, etwa 3 cm. Glaube ich erst, wenn ich es auch sehe. Und fühle! Bekanntlich kann der Augenschein ja trügen. Außerdem rufe ich ausdrücklich nicht für morgen zu einer Schneeballschlacht im Park auf. Will mir das Schicksal der beiden Engländer ersparen, welche in Leeds zu horrenden Geldstrafen verurteilt wurden. Umgerechnet 225 € müssen 31 Londoner Polizisten zahlen, jeder einzelne von ihnen, da sie sich am 17. Januar von einem professionellen Frisör die Haare schneiden ließen. In China wandert eine Frau für ein Jahr ins Gefängnis, weil sie Corona-Symptome vor dem Flug aus den USA ins Reich der Mitte verschwieg. Sie nahm fiebersenkende Mittel, wurde jedoch positiv getestet. Noch länger, 3 Jahre und 2 Monate, muss ein deutscher Gastwirt hinter Gitter, weil er insgesamt 488.000 € Corona-Hilfe „erschlich“. Und das Geld? Darf er das behalten? In Nizza öffnete ein französischer Gastwirt trotz Verbotes sein Lokal und bot dutzenden Gästen Wein und Mahlzeiten an. „Ich kann es nicht mehr ertragen, meine leere Terrasse zu sehen. Das ist mein Widerstand!“, zitierte ihn die Lokalzeitung ‚Nice Matin‘. Auf Videos ist zu hören, wie der Betreiber beim Servieren „Freiheit“ ruft. Benoit Huber, Stabschef des zuständigen Präfekten, schätzt das Geschehen laut ‚Le Parisien‘ folgendermaßen ein: „Das war eindeutig eine militante Aktion.“ Und nun? Panzereinsatz? Ungarn verlängert seine Maßnahmen bis 1. März, den Corona-Notstand gleich bis Anfang Mai. Dänemark verlängert seinen Shutdown bis Ende Februar. Portugal schließt die Grenzen zu Spanien. Mit 303 Covid-19-Opfern verzeichnete das Land einen neuen täglichen Höchststand. Trotz Shutdowns von einem Monat sinken in Österreich die Infektionszahlen kaum. Vorgestern wurden fast genauso viele Neuinfektionen registriert, wie 30 Tage zuvor. Gesundheitsminister Rudolf Anschober: „Der Lockdown wirkt, aber nicht so schnell, wie wir uns das wünschen würden.“ Laut dem französischen Gesundheitsminister Olivier Veran konnte die verschärfte Ausgangssperre ab 18 Uhr die Ausbreitung des Virus in Frankreich bisher nicht bremsen, 10 % aller aktuellen Infektionen seien auf die B.1.1.7.-Variante zurückzuführen. 5 Fälle jener Variante sind in einem Kölner Kindergarten nachgewiesen worden, bei 2 Erziehern und 3 Kindern. Im Freiburger Kindergarten ‚Immergrün‘ sind 18 Kinder und Erzieher mit ihr infiziert, hinzu kommen 9 enge Bezugspersonen. Die WHO erklärt, in 30 von 53 Ländern Europas sei „ein signifikanter Rückgang“ der 14-Tage-Inzidenz festzustellen. Sie warnt allerdings vor verfrühten Lockerungen angesichts der Virusmutationen. In Polen dürfen ab 1. Februar die Einkaufszentren wieder öffnen. England möchte ab 8. März die Schulen aufmachen, schrittweise. Brasilianische Forscher haben erstmals bei Infizierten zwei verschiedene Coronavirus-Typen (P.2 und B.1.1.28) gleichzeitig nachgewiesen. Die Krankheit verlaufe bislang milde. Vertreter indigener Völker der nordbrasilianischen Amazonasregion Roraima meldeten den Behörden, dass in zwei Orten, in denen insgesamt nur 1.228 Menschen leben, im Januar mindestens 9 Kinder an Covid-19 verstarben, 25 weitere befanden sich in Lebensgefahr. Zwischen 1 und 5 Jahre waren sie alt, hätten allesamt hohes Fieber sowie Atemprobleme gehabt. Die SPD fordert einen „Nationalen Impfplan“, der Weltärztebund dagegen warnt vor „Impfnationalismus“. Laut UN-Generalsekretär Antonio Guterres sind bislang 70 Millionen Impfdosen weltweit verabreicht worden, davon entfielen auf den afrikanischen Kontinent weniger als 20.000. Guterres: „Kein Land kann es sich leisten, den Rest der Welt zu vernachlässigen.“ Bei 25% liegt Israels Impfrate, man impft bereits über 35-jährige. Sri Lanka beginnt heute zu impfen. Die taiwanesische Regierung hat die deutsche Regierung gebeten, ihr bei der Besorgung von Impfstoff zu helfen. Gegenüber Journalisten wollte sich das Bundeswirtschaftsministerium dazu nicht äußern. Über 100 Covid-19-Tote meldet Andorra, über 700 Sambia, über 155.000 Mexiko, über 430.000 die USA. Um 200.000 ist im Januar die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland gestiegen, auf 2,9 Millionen. Abgesagt wurde erneut die Leipziger Buchmesse, auch für 2021. Was noch? Ach ja, China führt bei Corona-Tests Anal-Abstriche ein. Diese können „die Nachweisrate bei infizierten Personen erhöhen“, gab der Fernsehsender CCTV bekannt. Größtenteils werde jedoch weiter per Rachen- und Nasenabstrich getestet, da die Anal-Methode nicht sehr „angenehm“ sei. Nun, verursacht zumindest keinen Würgreiz.
Tipp für heute: Direkt vor dem Essen etwas anderes lesen.
Kommentar schreiben