Corona-Tagebuch 219

26. Januar 2021

Sonnenschein! Wenn jetzt noch eine Schneedecke läge? Aber darauf darf man in Berlin nicht hoffen. Nicht mehr, sonst bekommt man nur schlechte Laune. Wie ich heute morgen dem Frühstücksfernsehen entnahm, haben Literaturnobelpreisträger Bob Dylan, Folk-Legende Neil Young und Pop-Sternchen Shakira (unter anderem) damit begonnen, sämtliche Rechte an ihren Liedern diversen Konzernen zu verkaufen. Diese können deren Songs dann anderen Wirtschaftsunternehmen anbieten, beispielsweise für Werbung. Ein paar Hundert Millionen waren so angeblich zu verdienen. Geistiges Eigentum, an sich schon pervers, finde ich. Aber der Kapitalismus kennt eben keine Grenzen. Boden, Essen, Wohnraum, Gesundheit, alles wird zur Ware, warum nicht auch der Geist? Die Luft zum Atmen fehlt noch. Kommt noch, kommt noch, auch die wird noch privatisiert. Eine hübsche Pointe wäre so ’n Reklame-Filmchen einer Waffenschmiede für leistungsstarke Tötungsmaschinen unterlegt mit Dylans „The Times they are a changing“. Oder? 13 deutsche Straßenzeitungen haben die Öffnung zur Zeit leerstehender Hotels für Obdachlose gefordert. Könnten dort ja unter anderem ihre FFP-2-Masken trocknen, welche in öffentlichen Verkehrsmitteln und Läden getragen werden müssen. In der Münchner S-Bahn hat eine 28-jährige Maskenverweigererin einen Mann, der sie zum Tragen der Maske aufforderte, in den Bauch getreten. Sie trat später noch nach hinzu gerufenem Sicherheitspersonal. In ihr wurde ein Alkoholpromillewert von 2,66 festgestellt. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) empfiehlt Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen (!): „Für ’s Homeschooling und Homeoffice sind die digitalen Medien natürlich ein Gewinn, aber irgendwann muss man schlichtweg auch mal den Stecker ziehen“, denn, „So, wie man nicht jeden Tag tafelweise Schokolade essen sollte, muss man beim Konsum von digitalen Medien genauso aufpassen, dass es nicht überhand nimmt. Der Alltag, das restliche Drumherum, muss noch funktionieren.“ Das „restliche Drumherum“ muss „noch funktionieren“? Kann es sein, dass die Drogenbeauftragte Frau Ludwig ganz schön zugedröhnt ist? Nach mehrwöchiger Pause ruft Querdenker-Chefstratege Michael Ballweg zur ersten größeren Protestveranstaltung dieses Jahres auf. Ein Autokorso soll es sein, in Stuttgart. Der Stadt lag noch keine Anmeldung vor. Sinkende Infektionszahlen meldet nicht nur Deutschland, bei allerdings weiterhin hoher Todesrate, sondern mittlerweile auch Großbritannien. In den Niederlanden gab es in der Nacht erneut schwere Ausschreitungen. Ob die Plünderungen allerdings wirklich aus Protest gegen die Ausgangssperre geschahen, darf bezweifelt werden. Kalifornien hebt seine Ausgangsbeschränkungen nach sinkenden Infektionszahlen auf, viele Geschäfte, Frisöre und Kosmetiksalons dürfen wieder öffnen. Sri Lanka beginnt morgen mit dem Impfen, zuerst kommen die Mitarbeiter des Gesundheitswesens, des Militärs und der Polizei dran. 93.822 Menschen, so viele wie noch nie, haben sich letztes Wochenende in Spanien neu infiziert. In Taiwan schickten die Behörden nach 2 (!) Neuinfektionen in einem Krankenhaus rund 5.000 Menschen in Quarantäne, weil nicht geklärt werden konnte, bei wem sich der Patient und seine ihn besuchende Frau ansteckten. Simbabwe legt wegen massiv steigender Fallzahlen den öffentlichen Dienst nahezu still. 90% der Beamten sollen zuhause bleiben. Über 2.000 Covid-19-Tote meldet Dänemark, über 9.000 Ägypten, über 10.000 Bolivien, über 150.000 Mexiko, über 420.000 die USA. Der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit gibt sich optimistisch: „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir 2022 nur noch sehr wenige Einschränkungen benötigen.“

Tipp für heute: Tafelweise Schokolade essen.

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